Schüler tötet Lehrer wegen schlechter Noten
An einer Berufsschule hat ein 23-Jähriger einen Lehrer getötet. Der 23-Jähriger hat die Tat bereits gestanden. Als Motiv gab er an, dass er den Lehrer gehasst habe, weil dieser ihm viel zu schlechte Noten gegeben habe.

Aus Wut über schlechte Noten hat ein ehemaliger Schüler einer Ludwigshafener Berufsschule einen Lehrer getötet. Der 23-Jährige habe die Tat gestanden, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Frankenthal, Lothar Liebig, am Donnerstag in Ludwigshafen. Gegen den jungen Mann werde wegen Mordes ermittelt. Als Motiv gab er laut Liebig an, er habe als früherer Schüler der Berufsschule eine große Wut auf den 58-jährigen Lehrer empfunden, weil dieser ihm viel zu schlechte Noten gegeben habe.

Staatsanwaltschaft geht von Mord aus

Der Pädagoge erlitt laut Polizei mindestens eine Stichverletzung. Der Verdächtige schoss zudem mehrfach mit einer Schreckschusspistole. Trotz erster Hilfe-Maßnahmen starb der Lehrer am Fundort auf einer Kellertreppe, wie der Einsatzleiter der Polizei, Franz Leidecker, mitteilte. Das Opfer werde obduziert, sagte Liebig.

Der 23-Jährige solle an diesem Freitag dem Haftrichter vorgeführt werden. Die Staatsanwaltschaft gehe von "niedrigen Beweggründen" und damit Mord aus. Der Mann habe auch mehrere andere Lehrer angegriffen, diese blieben aber unverletzt. Auffällig war, dass Polizei und Staatsanwaltschaft das Wort "Amoklauf" vermieden.

Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) kündigte bei der Pressekonferenz an, dass die Schule am Freitag und Samstag geschlossen bleibe. Sie war nach der Tat am Donnerstagmorgen von einem Großaufgebot der Polizei rasch evakuiert und abgesperrt worden. Für die schockierten Schüler und Lehrer wurde in einer anderen nahen Schule eine Anlaufstelle mit Schulpsychologen und Notfallseelsorgen eingerichtet. Diese sollen auch in den kommenden Tagen zur Verfügung stehen.

Kultur der Aufmerksamkeit

Sichtlich mit den Tränen kämpfend sagte Bildungsministerin Ahnen: "Die gesamte Landesregierung drückt ihre tiefe Trauer aus." Eine solche entsetzliche Tat stelle alles infrage: "Man überlegt, was hätte man noch mehr tun können." Noch sei es aber zu früh, um gleich über weitere Konsequenzen zu diskutieren.

Bundespräsident Horst Köhler forderte eine verstärkte "Kultur der Aufmerksamkeit". "Das ist ein Langzeitthema, das uns beschäftigen wird", sagte das Staatsoberhaupt bei einem Besuch in Trier angesprochen auf die Bluttat.

Auch Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) sprach allen Beteiligten ihre Anteilnahme aus. "Ich bin sehr betroffen, dass wenige Tage vor dem Jahrestag von Winnenden wieder eine Bluttat an einer Schule geschehen ist", sagte Schavan nach einer Mitteilung ihres Ministeriums am Donnerstag.

dpa