Erdbeben auf Haiti war größte Naturkatastrophe der Neuzeit
Das Erdbeben in Haiti ist womöglich die größte Naturkatastrophe der Neuzeit. Die Interamerikanische Entwicklungsbank schätzt, dass bei dem Beben 200.000 bis 250.000 Menschen ums Leben kamen, die Sachschäden beliefen sich auf acht bis 14 Milliarden US-Dollar, heißt es in einer Studie der Bank. Bundesregierung und Hilfswerke bewerteten den bisherigen Einsatz in Haiti positiv. Das Deutsche Rote Kreuz sagte 18 Millionen Euro für langfristige Aufbauhilfe zu.

Die Interamerikanische Entwicklungsbank befürchtet schwere langfristige Folgen in dem Karibikstaat. Das Erdbeben vom 12. Januar sei noch zerstörerischer gewesen als der Tsunami im Pazifik (2004) und der Wirbelsturm "Nargis" in Birma (2008). Katastrophen solchen Ausmaßes führten oft zu schweren wirtschaftlichen Rückschlägen, die erst nach Jahrzehnten überwunden seien, erklärten die Autoren der Studie. In mehreren Ländern sei das Pro-Kopf-Einkommen trotz umfangreicher internationaler Hilfe auch zehn Jahre nach der Katastrophe noch um 30 Prozent niedriger gewesen als vor der Zerstörung.

In Haiti als wirtschaftlich schwachem Land werde die Hilfe zahlreicher Geldgeber benötigt, erklärte die Bank, die von 48 Ländern in- und außerhalb Lateinamerikas getragen wird. Entscheidend seien eine gute Koordination der Hilfe, aber auch Maßnahmen gegen Korruption.

Soforthilfe muss zu Wiederaufbau werden

Bei einem Treffen von UN-Vertretern und anderen Hilfswerken mit Vertretern der Bundesregierung im Auswärtigen Amt hätten die Organisationen die koordinierende Rolle des Auswärtigen Amtes, des Technischen Hilfswerks und der UN gelobt, hieß es aus Regierungskreisen in Berlin. Das Auswärtige Amt und das Entwicklungsministerium wollen sich jetzt vor allem darum bemühen, Projekte aus der humanitären Soforthilfe in den Wiederaufbau zu überführen. Die bilaterale Hilfe Deutschlands für Haiti nach dem Erdbeben beläuft sich insgesamt auf 15 Millionen Euro.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) will die veranschlagten 18 Millionen Euro in die Gesundheitsversorgung und die Infrastruktur investieren. Nach der Nothilfe gehe es jetzt um einen langfristigen Plan für einen Neuaufbau in dem Karibikstaat, sagte der Rotkreuz-Präsident Rudolf Seiters in Berlin. Der Hilfseinsatz sei einer der größten, der in der 150-jährigen Geschichte der Organisation je für ein einzelnes Land gestartet wurde. Spenden sind natürlich immer noch willkommen.

Aus der Hilfe für die Überlebenden des Tsunami vor sechs Jahren habe das Rote Kreuz gelernt, den Wiederaufbau möglichst zeitnah in der Nothilfe-Phase mit zu planen, sagte Seiters weiter. Derzeit seien 500 internationale Helfer in Haiti im Einsatz, dazu Tausende einheimische Rot-Kreuz-Mitarbeiter.

Krankenhäuser, Amputiertenhilfe und 1.500 Behelfsunterkünfte

Zwölf Millionen Euro sollen in den Neubau eines Krankenhauses in Carrefour und eines Gebäudes für die Blutbank fließen. Zudem seien Orthopädie-Projekte für die vielen Amputierten geplant, sagte Richert. "Wir gehen mit dieser Arbeit langfristige Verpflichtungen ein. Kinder und Jugendliche brauchen jedes Jahr neue Prothesen, da sie noch im Wachstum sind."

Die restlichen sechs Millionen würden angesichts der bevorstehenden Regenzeit zunächst für den Bau von Behelfsunterkünften aus Holz und Wellblech für 1.500 Familien verwendet, sagte der Leiter für Lateinamerika, Peer Kölling. Dabei setze das DRK vor allem auf sogenannte "Cash for Work"-Projekte, bei denen die überlebenden Familien gegen Bezahlung in den Wiederaufbau einbezogen würden.

epd