Ethische Geldanlagen kein Ersatz für politisches Handeln
Ethische Geldanlagen bieten nach Ansicht einer Expertengruppe der katholischen Kirche einen Hebel, um Unternehmen zu einer sozial und ökologisch verträglichen Wirtschaftsweise zu veranlassen.

Allerdings entsprächen nicht alle Angebote des Finanzsektors den ethischen Ansprüchen, heißt es in einer Studie der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, die am Mittwoch in Frankfurt am Main vorgestellt wurde.

"Nicht wenige werben mit der doppelten Dividende des ethikbezogenen Investments und erwecken den Eindruck, dass verantwortliche Geldanlagen zumindest auf mittlere Sicht auch höhere Renditen erzielen könnten", sagte der Münchner Wirtschaftsethiker Johannes Wallacher. Die Sachverständigen empfehlen den kirchlichen Vermögensverwaltern, einen Teil ihrer Gelder in Fonds anzulegen, die einem ethischen Anspruch genügten. Zugleich wird klargestellt, ethische Geldanlagen seien kein Ersatz für politisches Handeln und die fällige Neuordnung der internationalen Finanzmärkte.

Macht als ethische Instanz

Privaten und institutionellen Anlegern empfiehlt die Untersuchung, bei ethikbezogenen Geldanlagen von Fonds oder anderen Anbietern zusätzliches "Engagement" zu fordern, um auf die Geschäftspolitik von Unternehmen einzuwirken. Mit ihrem Anlagevolumen und Ansehen als ethische Instanz könnten die kirchlichen Anleger einen Faktor darstellen, den auch vorrangig gewinnorientierte Unternehmensvorstände im Blick behalten müssten, wird in dem Papier argumentiert.

Dabei müssten die Kirchen jedoch ihrer Verpflichtung zu einer wenig riskanten Anlagepolitik genügen, sagte Bernhard Emunds von der Jesuiten-Hochschule St. Georgen in Frankfurt. Als wenig sinnvoll stufte er Versuche ein, bei der Auswahl der Wertpapiere für kirchliches Investment wenige ethische Normen der katholischen Kirche als Ausschlusskriterien heranzuziehen. Stattdessen sollten positive Kriterien für die Vermögensanlage berücksichtigt werden.

Glücksspiel und Rüstung als Ausschlusskriterien

Empfohlen wird etwa die Beachtung der Mindeststandards der Internationalen Arbeitsorganisation, die ausbeuterische Kinderarbeit, Zwangsarbeit und Diskriminierungen untersagen und Vereinigungsfreiheit, einschließlich des Rechts auf kollektive Tarifverhandlungen garantieren. Wie der Münchner Weihbischof Bernhard Haßlberger erläuterte, stützen sich kirchliche Finanzkammern bei Anlagen auf "Ethikfilter". Ausschlusskriterien dabei seien etwa Abtreibung, Pornografie, Glücksspiel, Rüstung und Suchtmittel. In der Praxis von Pfarreien, kirchlichen Hilfswerken und Diözesen würden zunehmend auch Ethikfonds berücksichtigt, in vieler Hinsicht stehe man noch am Anfang.

In der Studie wird hervorgehoben, dass die Wirksamkeit ethischer Geldanlagen durch enge Kooperation mit anderen Investoren gesteigert werden kann. Um zu einer effektiven Lenkungswirkung zu gelangen, sollte neben der ökumenischen Kooperation auch die Zusammenarbeit über die Grenzen der christlichen Kirchen hinaus intensiviert werden, wird empfohlen. Dabei sollte vor allem auf Anlagen außerhalb der Börse gesetzt werden. Denkbar sei auch ein Hedgefonds für ethische Anlagen, sagte Emunds.

Keine zu hohen Renditen

Derzeit geht nach Angaben der Untersuchung rund 0,7 Prozent des gesamten Anlagevermögens in Europa in ethisch bezogene Investments. 2006 war es rund eine Billion Euro - allerdings war dabei der ethische Begriff sehr weit gefasst. Bei einer engen Auslegung waren es lediglich rund 100 Milliarden Euro. Zugleich habe sich der Markt mit solchen Geldanlagen in den vergangenen Jahren vervielfacht, hieß es. Banken und andere Anbieter dürften bei ethikbezogenen Investments keine zu hohen Renditen versprechen, lautet eine der Thesen der Studie. Bei solchen Fonds müsse zugleich ein mit Fachleuten besetzter Beirat prüfen, ob Aktien oder andere Wertpapieren tatsächlich sozial oder ökologisch angelegt seien.

In dem Papier finden sich auch Forderungen an die Adresse von Banken und Politik. Finanzinstitute, die ethische Anlageformen anbieten, müssten sich zur transparenten Einhaltung von nachvollziehbaren Kriterien und zur Information über mögliche Zielkonflikte verpflichten. Notwendig sei für die gesamte Branche ein Gütesiegel, um die Wahrung von Mindeststandards zu überwachen.

epd/dpa