Hilfe für Kinder und Eltern in der Neuen Medienwelt
Das Internet ist für Jugendliche heute selbstverständlicher Alltagsbegleiter. Doch es lauern auch Gefahren. Einrichtungen wie das Info-C@fé leisten Aufklärungsarbeit.

Einmal im Jahr, jeweils am zweiten Dienstag im Februar, findet der "Safer Internet Day" statt. Oft geht er vorbei, ohne dass viel in den Köpfen der Menschen hängen bleibt. Und dass, obwohl in über 60 Ländern weltweit verschiedene Aktionen zum Thema Internetsicherheit stattfinden. Ziel des Tages ist es, Eltern und Jugendliche über die Gefahren im Internet aufmerksam zu machen und zu erklären, wie man diese Gefahren umgehen kann. In Deutschland wird der "Safer Internet Day" unter anderen von Klicksafe.de organisiert. Diese Kampagne im Auftrag der Europäischen Kommission soll der Kompetenz der Bürger im Umgang mit Neuen Medien steigern. Neben zahlreichen Ämtern, Institutionen und Vereinen unterstützt die Evangelische Kirche dieses Programm.

Mediensucht und Cybermobbing

Mit dabei war auch in diesemm Jahr das  Info-C@fé Neu Isenburg bei Frankfurt am Main. Die medienpädagogische Einrichtung, die ursprünglich aus einem offenen Jugendtreff der Stadt entstand, bietet allerdings mehr als kurze Einzelaktionen. Hier finden regelmäßig längerfristige Kurse für Schüler und Klassen statt. Es gibt ein betreutes Internetcafè und Beratung für Eltern und Jugendliche. Beraten und vermittelt wird zu allem, was die schöne neue Medienwelt zu bieten hat. Von sicherem Umgang mit den eigenen Daten über Mediensucht und Netz-Abzockereien bis hin zum Cybermobbing wird alles thematisiert.

In einer einzigen Stunde lasse sich nicht viel vermitteln, sagt Angelika Beranek, die im Info-C@fé als Medienpädagogin arbeitet. Aber man könne die Schüler zumindest sensibilisieren. Unter anderem, indem die Mitarbeiter sich die Profile der Schüler in deren sozialen Netzwerken ansehen, bevor diese einen Kurs im Info-C@fé besuchen. Nicht aus Neugier, sondern um zu sehen, ob die Schüler ihr Profil offen oder verdeckt halten und private Daten von sich preisgeben.

Die meisten Schüler sind bei Schüler-VZ, dem neben Facebook größten sozialen Netzwerk in Deutschland. "Am Anfang zeigen wir den Schülern Bilder, die wir von ihnen im Netz gefunden haben, um zu zeigen, dass das auch jeder Außenstehende kann", sagt Angelika Beranek. Dann werden die Gefahren der Netzwerknutzung diskutiert; es gibt konkrete Beispiele wie Daten missbraucht werden können. "Den Jugendlichen ist oft nicht bewusst, was mit personenbezogenen Daten alles angestellt werden kann." Es gehe nicht darum, meint Beranek, mit erhobenem Zeigefinger die Inhalte zu vermitteln. Stattdessen würden praktische Tipps vermittelt, wie man sich online sicher bewegen kann.

Gerüchteküche 2.0

In der allgemeinen Beratung und der Mediensuchtberatung können sich einzelne Eltern, Lehrer, aber auch Jugendliche an das Info-C@fé wenden. Fragen zum Umgang mit den Neuen Medien zu Hause werden hier beantwortet. In letzter Zeit kämen auch immer mehr Schüler und Schülerinnen zu ihnen, sagt Beranek. Sie wünschen sich, dass die Medienpädagogen die Eltern über das Internet und dessen Nutzung durch junge Menschen aufklären. Denn die Welten von Eltern und Kindern klafften heute oft weit auseinander, sagt Beranek.

Eine Fehleinschätzung vieler Eltern ist etwa, es reiche, den Kindern einfach den Internetzugang zu sperren. Das Probleme so aber nicht gelöst werden, wird auch auf klicksafe.de betont. Viel wichtiger sei es, mit dem Kind gemeinsam auf Surftour zu gehen, und sich dessen Netzwerk zeigen zu lassen. Es geht darum, die Welt des Jugendlichen zu verstehen, um sie gegebenenfalls auch mit ihm diskutieren zu können.

Auch das sogenannte Cybermobbing nimmt einen immer größeren Raum ein. "Die Kids sind sich nicht bewusst darüber, dass Mobbing online genauso intensiv, oder sogar noch intensiver wirkt, wie in der Realität", sagt Beranek dazu. Kein Wunder, denn was einmal in einem Internetforum über jemanden geschrieben wurde, bleibt lange stehen und kann so zu immer neuen Missverständnissen und Konflikten führen. Wer sein Passwort "nur an seine besten Freunde" weitergibt, erlebt auf seinem Profil mitunter unangenehme Überraschungen, wenn einer dieser "Freunde" das Profil ändert. Das öffentliche Bild eines Menschen kann im Netz schnell und nachhaltig beschädigt werden. Gerade für Kinder und Jugendliche, die in der Selbstfindungsphase sind und noch kein ausgeprägtes Selbstbewusstsein haben, ist so etwas extrem belastend.

Hilflose Außerirdische

Im Info-C@fé wird Präventivarbeit geleistet, damit es gar nicht erst so weit kommt. Bereits Grundschüler ab der dritten Klasse werden an den richtigen Umgang mit dem Netz herangeführt. Dafür haben Angelika Beranek und ihre Kollegin Beate Kremser die "Digitaalis" entwickelt. Bei den "Digitaalis" handelt es sich um kleine Außerirdische, die eigentlich auf unserem Planeten ganz gut klar kommen. Nur das Internet macht ihnen Probleme. Sie finden sich nicht zurecht und verlieren völlig ihr Zeitgefühl. Deshalb brauchen sie dringend schlaue Kinder, die ihnen helfen und zeigen, wie man mit dem Netz umgeht. So können die Kinder ihrem "Digitaali" schrittweise helfen und lernen dabei, sich selbst verantwortungsvoll im Netz zu bewegen. Dieses und andere Angebote werden sehr gut angenommen, sagt Angelika Beranek.

Bei Klicksafe.de, aber auch auf der Seite des Info@Cafés, finden sich zahlreiche weitere Links und Hinweise zu Problemen mit Internet, Online-Spielen & Co.


 

Georg Klein ist freier Autor und lebt in Offenbach a.M.