Bei Magdalena Neuners Triumph live dabei
Fast acht Millionen TV-Zuschauer haben am Dienstagabend Magdalena Neuners Biathlon-Goldlauf bei den Olympischen Spielen verfolgt. Einer war live dabei: Olympiapfarrer Thomas Weber. Neben seinen Eindrücken von Neuners Triumph berichtet der evangelische Geistliche auch von der Stimmung im deutschen Team, einer geplanten Andacht am Aschermittwoch - und dass er gerne die junge Eishockeymannschaft anfeuern will.
17.02.2010
Von Bernd Buchner

"Wir waren heute beim Biathlon", erzählt Thomas Weber spätabends am Telefon begeistert. Der evangelische Olympiapfarrer hat den Sieg der jungen Magdalena Neuner bei den Winterspielen hautnah miterlebt. "Sie hat ein perfektes Rennen bestritten", schildert er. Für die 23-jährige Garmischerin war es bereits die zweite Medaille bei Olympia – nach Silber am Samstag. "Auch Michael Greis hat alles gegeben", so Weber. In der Männer-Verfolgung lief der 33-Jährige auf Platz fünf.

Von der Biathlonanlage in Whistler, rund 120 Kilometer vom eigentlichen Olympia-Austragungsort Vancouver entfernt, war Weber hingegen eher enttäuscht. "Von der Strecke sieht man nicht viel", so sein Fazit. Die Zuschauer verfolgen die Wettkämpfe weitgehend auf einer Großbildleinwand. Positiv wirkt sich hingegen das Wetter aus – zwar war es am Dienstag noch neblig, doch nachts wurde der Himmel sternenklar, und für die nächsten Tage ist Sonnenschein angesagt.

Jetzt kommt die Sonne raus

Noch wärmer als oben in den Bergen ist es in Vancouver selbst. Die Olympiastadt mit rund 600.000 Einwohnern liegt in einer Bucht am Nordpazifik, das Klima ist auch im ausgehenden Winter mild. Auf den Straßen tummeln sich Einheimische, Sportler, freiwillige Helfer und olympische Schlachtenbummler. Weber und sein katholischer Kollege Hans-Gerd Schütt (www.olympiapfarrer.de) schätzen die Stimmung sehr. "Olympia ist ein Ort der Begegnung", so Weber. "Das macht den Reiz aus."

"Über Gott und die Welt" sprechen die Geistlichen mit den Athleten und ihren Betreuern, hören zu, gratulieren zu Erfolgen – und bieten "Trost" bei Niederlagen, auch wenn Weber das Wort nicht so mag. "Ich habe sehr viel Sympathie für Hochleistungssportler, das ist schon ein besonderes Leben." Für viele ist Olympia der Höhepunkt ihrer Karriere, die Vorbereitung war anstrengend, manche waren gerade mal zu Weihnachten ein paar Tage zu Hause. Und wie geht es danach weiter? Fragen, die in den Gesprächen mit den Seelsorgern immer wieder auftauchen.

Andacht mit dem deutschen Team

Am heutigen Aschermittwoch laden Weber (im Bild rechts mit Kapuze) und Schütt die deutschen Athleten zu einer Abendandacht ein. Im Religiösen Zentrum der Winterspiele, das zentral im Olympischen Dorf gelegen ist, wurde ein Raum dafür gemietet – Zeit, um nachzudenken und ein wenig Abstand von den sportlichen Herausforderungen zu bekommen. Informiert sind die Sportler über Aushänge in der deutschen Unterkunft – wie viele kommen, wissen die Geistlichen noch nicht. "Es gibt nie den günstigsten Zeitpunkt", so Weber.

Was dem evangelischen Pfarrer in den ersten Tagen der Winterspiele besonders gut gefällt, ist die Atmosphäre im deutschen Team: "Die ist wirklich sehr gut. Die Sportler sind sehr freundliche junge Menschen." Dazu zählt Weber auch die Eishockeyspieler, die er bereits im Flugzeug nach Vancouver getroffen hat. "Ich möchte die Mannschaft gerne anfeuern" – vielleicht beim Spiel gegen Finnland am Samstag. Auch für die Bob- und alpinen Skiwettbewerbe interessiert sich der Geistliche: "Schließlich fahre ich selbst Ski."

Mehr Infos zu den Spielen gibt es auf der offiziellen Olympiaseite und auf den Seiten der Deutschen Olympischen Gesellschaft.


Bernd Buchner ist Redakteur bei evangelisch.de mit Zuständigkeit für die Ressorts Religion und Umwelt.