"Der Einsturz – die Wahrheit ist tödlich", Dienstag, 16. Februar, 20.15 Uhr auf Sat.1
Der Auftakt ist furios. Geschickt baut Regisseur Diethard Küster mit den ersten noch harmlosen Bildern eine Spannung auf, die dann in eine virtuos montierte Schnittfolge mündet: Eben noch drehte eine Eiskunstläuferin ihre anmutigen Pirouetten auf dem Eis, als kurz drauf rieselender Staub eine Katastrophe ankündigt. Es folgen erste Steine, dann ganze Brocken; schließlich stürzt die gesamte Tribüne in sich zusammen.
Brisantes Thema fast verschenkt
Die Intensität dieses Prologs wird der Film leider nicht mehr erreichen, was nicht zuletzt am mehrfachen radikalen Wechsel des Genres liegt: "Der Einsturz" beginnt wie ein Katastrophenfilm, wandelt sich dann aber zu einer Geschichte über eine persönliche Vergangenheitsbewältigung mit Krimi-Elementen. Die Mischung ist ohne Frage reizvoll und könnte funktionieren, wenn Küster sie etwas zupackender inszeniert hätte. So aber ist das an sich brisante Thema fast verschenkt, weil der eigentliche Anlass sowie der Pfusch am Bau, der zum Einsturz mit Todesfolge führte, immer wieder in den Hintergrund gedrängt werden. Da die drei Autoren (Jochen Brunow, Kathrin Richter, Jürgen Schlagenhof) kaum gemeinsam am Drehbuch gearbeitet haben werden, ist es durchaus möglich, dass die ursprünglich stringente Handlung im Lauf der Zeit verloren gegangen ist.
Mit Julia Koschitz und Hendrik Duryn
Dabei ist die personelle Konstellation durchaus spannend: Staatsanwältin Andrea (Julia Koschitz) ist die Tochter jenes Bauunternehmers, der die Eishalle erbaut hat und nun angefeindet wird. Die beiden haben sich zwar vor einigen Jahren zerstritten, aber Andrea reist trotzdem aus Berlin in ihre bayerische Heimat, um dem Vater beizustehen. Der ist immer noch der alte Rechthaber und sich auch in Sachen Einsturz keiner Schuld bewusst. Als er Tags drauf erschossen in seinem Büro gefunden wird, glaubt Andrea daher im Gegensatz zum örtlichen Polizisten (Hendrik Duryn) trotz des Abschiedsbriefs auch nicht an Selbstmord. Ihre Ermittlungen werden allerdings durch einen emotionalen Rückfall erschwert: Jugendliebe Thomas (Roman Knižka), mittlerweile selbst erfolgreicher Bauunternehmer, beschwört mit Macht die alten Zeiten herauf.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und die "Frankfurter Rundschau" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).