"Tatort: Mörderspiele", Sonntag, 14. Februar, 20.15 Uhr im WDR
Jeder Kommissar kann das im Schlaf aufsagen: Die meisten Tötungsdelikte sind Beziehungsmorde. Doch als aus dem Aasee bei Münster eine weibliche Leiche gefischt wird, mit deren Tod ganz offenbar ein fast fünfzig Jahre alter Mord kopiert worden ist, weiß auch der brummige Thiel (Axel Prahl) nicht mehr weiter. Erst viel, viel später wird Thiels Hassliebe, der Pathologe Boerne (Jan Josef Liefers), ein Beziehungsdickicht entwirren, dem eine weitere Frau zum Opfer gefallen ist; und sogar Boerne selbst wähnt sich nicht ohne Grund in größter Gefahr, als er in finsterer Nacht von einem riesigen Rumänen mit Schrotflinte verfolgt wird.
Ausgedacht hat sich diese Geschichte Stephan Meyer (inszeniert hat er sie auch). Er knüpft damit an einen authentischen Fall an, der allerdings Publikum wie Ermittler bloß auf eine falsche Fährte führen soll: Im Magen der fachmännisch zerlegten Leiche finden sich die Reste eines erlesenen Mahles, das bis auf die Trüffel genau der Henkersmahlzeit des früheren Opfers entspricht. Just die entsprechenden Zutaten weist auch der Kühlschrank des Hauptverdächtigen auf, der die Tote wider besseres Wissen zunächst nicht als eigene Gattin identifizieren mag. Doch dann reklamiert ein wichtiger Geschäftsmann aus der Ukraine die Dame für sich. Ein Racheakt der russischen Mafia womöglich? Thiel droht, sich in internationalen Verwicklungen zu verheddern; dabei ist doch alles ganz einfach.
Falsche Fährten sind im Krimi nicht selten das Salz in der Suppe, doch Meyer übertreibt es damit. Ohnehin macht seine Inszenierung mitunter einen etwas fahrigen Eindruck. Und über die Formulierung "Münsterland gleich Monsterland" wird man in Westfalen auch nicht unbedingt begeistert sein. Dass der Krimi trotzdem seine Reize hat, verdankt er in erster Linie dem Paar Prahl/Liefers wie auch der eindrucksvollen Rosel Zech als Bäuerin mit unübersehbarer Neigung zu Stil, Kultur und dem eigenen Geschlecht. Davon konnte sich einst auch die herbe Staatsanwältin Klemm (Mechthild Großmann) überzeugen, was wiederum fast zu weit führt: Einerseits ist Münster angeblich ein Dorf, in dem sich jeder kennt, andererseits laufen die Beteiligten einander jahrzehntelang nicht über den Weg.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und die "Frankfurter Rundschau" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).