Kommerz oder Romantik: Pro und Contra Valentinstag
Für die einen ist der Valentinstag nur eine lästige Kommerzveranstaltung, andere finden ihn wunderbar romantisch und freuen sich über Herzen und Blumen. Zwei Blickwinkel, ein Pro und ein Contra.
12.02.2010
Von Hanno Terbuyken und Henrik Schmitz

Pro Valentinstag

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Ich kann ja diese Leier nicht mehr hören. Schon klar, der Valentinstag ist eine Erfindung der Blumenhändler, um auch noch die letzten welken Rosen, halb verblühten Primeln und sonstiges Gestrüpp unters Volk zu bringen. Vornehmlich an kopflose Ehemänner, die kurz vor Ladenschluss noch hereinstürmen, 50 Euro auf den Kassentisch ballern und gehetzt hervorpressen: "Ich brauche was für meine Frau. Geben Sie mir irgendwas." Und sowieso lieben gute Paare sich ja das ganze Jahr hindurch, brauchen keinen eigenen Tag, um sich Geschenke zu machen und so weiter bla bla bla vielen Dank für diesen Beitrag!

Ich LIEBE Valentinstag. Meine erste Begegnung damit hatte ich – wo sonst – vor dem Fernseher. In Deutschland war Valentinstag noch gar nicht angesagt, in der amerikanischen 80er Jahre Serie "Hart aber herzlich" gab es ihn aber ungefähr in jeder dritten Folge. Traummann Jonathan hängte seiner Traumfrau Jennifer dann stets dicke Brillanten um den Hals, es gab ein Schlückchen Champus und dann ging es ab auf Mörderjagd. So stellte ich mir damals auch mein späteres Leben vor.

Zugegeben, den Teil mit den Klunkern und Mördern habe ich bislang ausgelassen, aber für einen Sekt reicht es immerhin schon. Und mal ehrlich: Dekorieren Sie das Bad mit Kerzen und Blumen, setzen sich gemeinsam mit der Liebsten oder dem Liebsten in die Badewanne und machen es sich anschließend vor dem Kamin gemütlich einfach nur mal so? Nein? Eben! Dabei ist es sehr schön!

Warum also nicht einen Tag den Menschen widmen, die leben, um was es im Leben geht. Liebe nämlich, das steht sogar in der Bibel! Und wird besungen, von Alexandra zum Beispiel: "Leben kann man ohne Güter und ohne Geld, denn was nützt schon aller Reichtum und Glanz dieser Welt, wenn man im Herzen arm ist und ohne Zärtlichkeit, nein, nein, nein, nein, das hieße Einsamkeit", heißt es in einem ihrer Lieder.

Es schadet nicht, sich an und an bewusst zu machen, was vielleicht zu schnell als selbstverständlich angenommen wird. Beziehungen nämlich. Der Mensch ist ja selten ideal und braucht manchmal einen Wink mit dem Zaunpfahl, manche sogar einen Wink mit einem ausgewachsenen rosa-roten Jägerzaun.

Bei dem Rote-Herzen-Input rund um den Valentinstag wird doch aber noch der härteste Macho eine Liebesgeste für die Angebetete bereithalten - und wenn es nur rosa Bikini aus dem Discounter oder eine Monsterpackung Schokokekse ist. Immerhin! Manch eine Ehe wurde so gerettet, top, die Wette gilt. Und etwas Kommerz kann in diesen Tagen ohnehin nicht schaden. "Make love, not war", hieß es ja früher mal. "Let's Love for the Aufschwung", ist heute das Motto.

P.S. Um die Anzahl diverser Fest- und Feiertage zu reduzieren, wäre ich höchstens noch mit einer Zusammenlegung des Valentinstages mit dem UNESCO-Welttag der Feuchtgebiete (2. Februar) einverstanden.

Henrik Schmitz

Contra Valentinstag

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Vielleicht ist der Valentinstag, wie wir ihn heute kennen, wirklich eine Erfindung der Blumenhändler, um auch noch die letzten blühenden Rosen und sonstiges schönes Blumenmeer an die verzweifelten Ehemänner loszuwerden, die in letzter Minute einen Strauß für ihre Frau brauchen. Für die verzweifelten Ehemänner ist es ja Rettung in letzter Sekunde – schön, wenn ihre Frauen glücklich sind.

Nur warum konzentriert sich das traute Paaresglück denn ausgerechnet auf einen kalten Tag mitten im Februar? Es gibt doch so viele schöne Tage im Jahr. Wenn der Frühling heranrauscht, erwachen die Liebesgefühle wieder von ganz allein. Wenn der Novembersturm vor dem Fenster braust, winken lauschige Stunden zu zweit auf dem Sofa. Wenn die Sommersonne brennt, ruft vielleicht eine kleine Ferienwohnung in der Bretagne, eine Loggia in der italienischen Kampagne oder ein Strandkorb an der Nordsee. Selbst im Winter lässt es sich doch wunderbar durch den Schnee stapfen (zumindest in diesem Jahr), und je nach Laune baut man in trauter Zweisamkeit einen Schneemann oder stopft sich gegenseitig die kalte weiße Pracht in die Kapuze. Wie gesagt, je nach Laune.

Aber jedes Jahr um die zweite Februarwoche herum beginnt die Bombardierung. Schokoherzen, Rosensträuße, "haben Sie schon ein Geschenk?" Machen Sie ihrer Frau mal wieder eine Freude! Buchen Sie hier ihr romantisches Wochenende! Kaufen Sie ihr diesen Brillantring! Schenken Sie ihr den größten Blumenstrauß, den Sie sich leisten können! Kaufen! Kaufen! Kaufen!

Das weckt Erwartungen. Natürlich ist frau dann enttäuscht, wenn nur noch im Restaurant der dritten Wahl ein Tisch frei war. Natürlich fällt ihr auf, dass die Rosen nicht mehr ganz taufrisch sind. Natürlich merkt sie, wenn mann erst auf den letzten Drücker dem Konsumdruck nachgegeben hat. Er auch – und dann ist die Kombination aus Enttäuschung auf der einen und schlechtem Gewissen auf der anderen Seite schnell eskaliert.

Dieser Druck ist überflüssig. Der 14. Februar ist genauso gut oder schlecht wie jeder andere Tag im Jahr, um dem geliebten Schatz eine Freude zu machen. Nicht zu vergessen, dass eine überraschende Freude die beste Freude ist. Wer immer einen Anlass braucht, um seine Liebe zu zeigen – mit Zärtlichkeiten oder einem liebevollen Geschenk – lebt seine Liebe nur sporadisch. Und das ist schade. Denn der beste Anlass ist die Liebe selbst. Und die geht über den Todestag eines katholischen Heiligen mitten im kalten Februar weit hinaus.

Hanno Terbuyken


Henrik Schmitz und Hanno Terbuyken sind Redakteure bei evangelisch.de.