Haus vom Elch: Ikea kommt mit Fertighäusern
Der schwedische Möbelriese Ikea macht sich daran, den Wohnungsbau in Deutschland aufzurollen: Gemeinsam mit dem Hersteller Bien-Zenker importiert der weltgrößte Möbelhändler sein Hauskonzept Boklok von Skandinavien und Großbritannien auf seinen wichtigsten Markt. Doch Widerstand kündigt sich bereits an. Die CDU meldet ästhetische Bedenken an.
12.02.2010
Von Christian Ebner

Die ersten Schwedenhäuser in Holzrahmenbauweise sollen im Rhein-Main-Gebiet entstehen. Doch ausgerechnet am Sitz der Deutschlandzentrale in Hofheim regt sich erster Widerstand gegen die "etwas anderen" Reihenhäuschen.

Immerhin 80 Einheiten - 60 Reihenhäuser und 20 Wohnungen - will das gemeinsam mit dem Baukonzern Skanska begründete Unternehmen Boklok (schwedisch für "Wohne clever") in der ersten Welle bis Ende 2010 in deutsche Ballungsräume stellen. Wiesbaden, Hofheim-Langenhain und Offenbach im Rhein-Main-Gebiet sowie ein Projekt im Großraum Nürnberg nennt Ikea als Standorte, weitere sollen folgen.

Der Plan: Häuser und Wohnungen sollen verlost werden

In der erst langsam angelaufenen Werbung beschwört Einrichtungsexperte Ikea wieder mal skandinavische Werte: Gemeinschaftlichkeit, Naturverbundenheit und natürlich Sparsamkeit. Symbol der in kleinen Siedlungen angelegten, bislang rund 4.000 Boklokhäuser und Wohnungen sind kleine Apfelbäumchen an den Wegen. "Vor zehn Jahren waren die Mieten in Schweden hoch subventioniert. Deshalb haben wir ein Haus entwickelt, das funktioniert, erschwinglich ist und nicht subventioniert werden muss", sagt der Ikea-Weltchef Mikael Ohlsson. Nahezu antikapitalistisch wirkt der Plan, die Häuser und Wohnungen unter den Interessenten zu verlosen, denn "Spekulanten" sollen in Neu-Bullerbü nicht zum Zug kommen.

Das Idyll mit Billy -Küchen und Bäder stammen selbstredend aus dem Ikea-Sortiment und eine Einrichtungsberatung gibt es gratis dazu - soll die Immobilienträume breiter Schichten anregen. Am Standort Offenbach wird ein 100-Quadratmeter-Reihenmittelhaus inklusive Grundstück knapp 180.000 Euro kosten - ob das ohne Keller ein Schnäppchen ist, steht dahin.

"Baracken, in die man zwei Löcher reingestemmt hat"

"Wir bekommen Anfragen von Interessenten aus dem ganzen Bundesgebiet", sagt Bien-Zenker-Vorstand Philipp Mühlbauer. Privatleute, Bürgermeister und Entwicklungsgesellschaften böten ihm zudem bebaubare Grundstücke an, so dass alles nach einem glänzenden Start aussehe. Die Häuser selbst kann man bislang nur im Ausland in Augenschein nehmen und zumindest von außen auf dem Parkplatz des Ikea-Marktes in Hofheim. Weitere Infos soll es Anfang März geben, haben die Partner verabredet.

"Ein bisschen enttäuscht" ist der Fertigbauer Bien-Zenker aber über die Reaktion im bürgerlichen Hofheim-Langenhain zwischen Wiesbaden und Frankfurt, wo sich die örtliche CDU vorläufig an die Spitze des örtlichen Widerstands gesetzt hat. Die ersten Vorlagen des Projektes hätten ihn und viele andere Bürger abgeschreckt, erzählt Parteichef Frank Härder. Auf den Schwarzweiß-Fotos hätten die Gebäude ausgesehen wie "Baracken, in die man zwei Löcher reingestemmt hat". Gemeinsam mit der FDP hat die CDU den Bebauungsplan erstmal gestoppt und verlangt nun weitere Informationen. "Nicht nachvollziehbar" seien die Bedenken, meint hingegen der Hofheimer Baudezernent Wolfgang Winckler (SPD). Zum Glück seien die Partner "nicht so empfindlich", so dass nach abermaligen Informationsveranstaltungen mit einem baldigen Baubeginn zu rechnen sei.

Weniger zimperlich ist die Stadt Offenbach bei Frankfurt, die ein nicht einfaches Neubaugebiet zu füllen hat. Die Siedlung "Lohwald" aus Baracken und Hochhäusern war einst ein sozialer Brennpunkt, der zwar Fußballstars wie Jimmy Hartwig und Schlagersternchen wie Mark Medlock hervorgebracht hat, aber trotzdem wegen der schwierigen Verhältnisse abgerissen wurde. Die Brache trägt nun den Namen "An den Eichen", der die Vermarktung bislang aber auch nicht so vorangebracht hat. Das Ikea-Konzept für junge Familien soll es nun aber bringen: "Das ist ein Segment, das wir in unserer Stadt gut gebrauchen können", sagt Oberbürgermeister Horst Schneider (SPD).

dpa