Olympiapfarrer Thomas Weber berichtet aus Vancouver
Das deutsche Team für die am Freitag beginnenden XXI. Olympischen Winterspiele in Vancouver hat geistlichen Beistand: Olympiapfarrer Thomas Weber (49) ist vor Ort – und wird regelmäßig über seine Erlebnisse und Begegnungen berichten.
12.02.2010
Von Bernd Buchner

Der Countdown läuft, die Spannung steigt: Am morgigen Freitag starten in Vancouver die XXI. Olympischen Winterspiele. Bis zum 28. Februar kämpfen rund 2.700 Athleten um die Medaillen in 86 Wettbewerben. Aus Deutschland reisen 153 Olympioniken in die westkanadische Stadt. Sie sind mit großem Tross unterwegs, müssen aber auch auf geistliche Betreuung nicht verzichten: Der evangelische Olympiapfarrer Thomas Weber ist gemeinsam mit seinem katholischen Kollegen Hans-Gerd Schütt Ansprechpartner für die deutsche Delegation.

Für den 49-jährigen Weber, im "normalen" Leben Gemeindepfarrer im westfälischen Gevelsberg bei Wuppertal, ist es bereits die dritte olympische Erfahrung: 2006 in Turin war er ebenso dabei wie vor anderthalb Jahren in Peking. Auch bei den Spielen in Vancouver, die das Leitwort "With glowing hearts" (Mit glühenden Herzen) tragen, steht der Olympiapfarrer dem deutschen Team als Ansprechpartner zur Verfügung – in allen seelsorglichen Fragen, aber auch dann, wenn die Sportler nach Augenblicken der Ruhe suchen, um Kraft zu tanken.

Gemeinsame Wertebasis

Das kirchliche Engagement bei Olympia hat auch einen theologischen Hintergrund. Im Sport erlebt der Mensch in besonderer Weise die Einheit von Körper, Seele und Geist. Die Athleten erfahren, dass sie aufeinander angewiesen sind, miteinander wetteifern und sich wechselseitig stärken können. Im Glauben wie im Sport geht es um eine gemeinsame Wertebasis, nämlich die Anerkennung der menschlichen Würde in der Person des Anderen. Verbunden ist das mit einer Absage an alle unerlaubten Hilfsmittel im Wettkampf: Im Kampf gegen Doping sind die Kirchen stark engagiert.

Dass der christliche Glaube frisch und sportlich auftreten kann, zeigt nicht zuletzt die neue Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Margot Käßmann: Sie joggt regelmäßig, allerdings "nur zum Spaß", wie sie sagt: "Leistung muss ich woanders bringen." Aus dieser Haltung heraus wendet sich die Kirche auch gegen die Deformation des Sports, die aus Leistung Körperkult und aus Erfolg Siegeskult macht.

Für Fairness und Teamgeist

Beide Kirchen werben vor Beginn der Spiele für Fairness und Teamgeist: "Wir wünschen Ihnen ein unvergessliches Sportfest mit fairen Wettkämpfen, vielen guten Begegnungen und eine gesunde Rückkehr nach Hause", schreiben Käßmann und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, an die deutschen Olympiateilnehmer, der am Donnerstag in Bonn und Hannover veröffentlicht wurde. "Als Ebenbild Gottes ist der Mensch nicht das ganze Maß aller Dinge, sondern er erkennt seine Grenzen - wie seine Verantwortung für den Mitmenschen und die Umwelt."

In einem Impulsheft unter dem Titel "Mittendrin" bieten die Kirchen den Sportlern biblische Texte, Gebete und Meditationen. Das Heft sei eine Einladung zu kurzen täglichen Auszeiten. Zu einem internationalen Gebetstreffen am Eröffnungstag ruft das Netzwerk "Mehr als Gold" auf, das von rund 35 Organisationen und Kirchen getragen wird. Darunter befinden sich die katholische Erzdiözese Vancouver, Anglikaner, Baptisten, Mennoniten, Heilsarmee sowie Pfingstkirchen.

Mit Kamera unterwegs

Regelmäßig wird Pfarrer Thomas Weber in den kommenden Tagen von seinen Begegnungen und Erlebnissen während der Olympischen Spiele berichten. Seine Eindrücke sind hier auf evangelisch.de sowie auf ekd.de zu lesen. Der Geistliche, der ganz im ökumenischen Geist in einer katholischen Gemeinde in Vancouver untergebracht ist, hat auch seine Fotokamera dabei und schickt seine besten Schnappschüsse über den Atlantik. Wir freuen uns auf seine olympischen Erfahrungen!

Mehr Infos zu den Spielen gibt es auf der offiziellen Olympiaseite und auf den Seiten der Deutschen Olympischen Gesellschaft.

mit Material von epd