Berlinale-Kamera für den Bären-Hersteller
Nur wenige kennen die Namen der Gewinner des Goldenen und der Silbernen Bären schon vor der Verleihung - die Berlinale-Jury und Hermann Noack. Seine Gießerei in Berlin-Friedenau stellt seit 60 Jahren die Preise des Festivals in Handarbeit her und graviert die Gewinner-Namen ein.

Nun darf der Hersteller der Bären sich zum Jubiläum selbst eine Trophäe in die Vitrine stellen. Noack wird am Samstag mit einer Berlinale-Kamera für die langjährige Zusammenarbeit mit dem Organisationskomitee ausgezeichnet. Der Preis ehrt Personen, Institutionen und Unternehmen, die in besonderer Weise mit der Berlinale verbunden sind. Weitere Preisträger sind der japanische Regisseur Yoji Yamada und die Gründer des Internationalen Forums des Jungen Films, Ulrich und Erika Gregor.

Seit dem ersten Tag Teil der Berlinale dabei

Noacks Gießerei produziert die Bären seit Beginn der Festspiele. Etwa 500 Trophäen waren es bislang. Der Bär wird im Sand geformt und mit 1.200 Grad heißem Bronze gefüllt. Später wird die Skulptur vergoldet oder versilbert. Da Sand kein beständiges Material ist, benötigt jedes einzelne Exemplar eine eigene Gussform. Je 25 bis 30 Arbeitsstunden dauert die Herstellung.

"Wir sind die einzigen, die seit dem ersten Tag Teil der Berlinale sind", sagt Noack. Den Auftrag für die Bären bekam das Unternehmen von der Designerin des Festspiel-Maskottchens, Bildhauerin Renée Sintenis (1888-1965). Sie ließ alle ihre Werke in der Friedenauer Gießerei formen.

Seit vier Generationen ist das Unternehmen im Besitz eines Hermann Noack. Der Firmengründer und seine drei Erben mit gleichem Namen haben auch Skulpturen für die Künstler Joseph Beuys, Ernst Barlach und Georg Kolbe hergestellt. Wer die begehrte Trophäe in diesem Jahr bekommt, verrät Noack aber natürlich nicht.

Freundlicher Applaus für Eröffnungsfilm "Tuan Yuan"

Zur Eröffnung der Jubiläums-Berlinale bekam die chinesische Tragikomödie "Tuan Yuan" ("Getrennt zusammen") bei ihrer Weltpremiere freundlichen Applaus von den rund 1.600 Zuschauern. Zum Auftakt der elftägigen Filmfestspiele zeigte Regisseur Wang Quan'an, wie große Politik und privates Schicksal untrennbar verknüpft sein können.

Unter den Festivalgästen im Berlinale-Palast am Potsdamer Platz war fast die komplette Riege der deutschen Filmstars - darunter Mario Adorf, Michael Gwisdek, Jürgen Vogel, Senta Berger, Martina Gedeck, Iris Berben, Tom Tykwer, Wim Wenders und Sibel Kekilli.

"Tuan Yuan" erzählt von einem Ex-Soldaten, der einst vor den chinesischen Kommunisten nach Taiwan floh. Bei einer Reise in seine frühere Heimat Schanghai trifft er seine ehemalige Geliebte wieder, alte Gefühle flammen wieder auf. Doch die Frau ist schon lange mit einem Unteroffizier der kommunistischen Truppen verheiratet und hat mehrere Kinder mit ihm. Ein teils offen, teils subtil geführter Konflikt in der Familie bricht aus.

Polanski-Film im Wettbewerb, aber ohne seinen Regisseur

Durch die Eröffnungsgala führte Comedy-Star Anke Engelke. Offiziell eröffnet wurde das Festival dann von Kosslick und Jury-Präsident Werner Herzog ("Fitzcarraldo"). In der Jury sind auch Hollywoodstar Renée Zellweger und die deutsche Schauspielerin Cornelia Froboess.

Bis zum 21. Februar zeigt die Berlinale rund 400 Filme aus aller Welt. Stars wie Leonardo DiCaprio, Martin Scorsese, Ben Stiller, Shah Rukh Kahn, Jeanne Moreau, Jackie Chan und Gérard Depardieu werden erwartet. Im Wettbewerb um den Goldenen Bären sind neben "Tuan Yuan" weitere 19 Regiearbeiten, darunter Werke von Oskar Roehler, Zhang Yimou und Michael Winterbottom.

Als Weltpremiere ist bereits am Freitag Roman Polanskis Politthriller "Der Ghostwriter" im Wettbewerb zu sehen. Polanski selbst kann wegen seines andauernden Hausarrests in der Schweiz allerdings nicht nach Berlin kommen: Die USA fordern Polanskis Auslieferung. Ihm wird vorgeworfen, 1977 eine 13-Jährige mit Drogen gefügig gemacht und dann Sex mit ihr gehabt zu haben. Nach Berlin schickt der Regisseur "Ghostwriter"- Autor Robert Harris und seine Darsteller Ewan McGregor und Pierce Brosnan. Außer Konkurrenz zeigen die Berlinale-Stammgäste DiCaprio und Scorsese am Samstag das Gefängnisdrama "Shutter Island".

dpa