Neue Wege: Eine Ziege zum Valentinstag
Wer zum Valentinstag jemanden überraschen und gleichzeitig etwas Gutes tun möchte, findet dazu viele Möglichkeiten - von der Ziege bis zu einer "Helpcard".
11.02.2010
Von Christian Spöcker

Wer seine Liebste am Valentinstag überraschen will, kann ihr eine Ziege, ein Schaf oder ein paar Hühner schenken. Das ist nicht als Beleidigung gedacht, sondern für einen guten Zweck. Seit November 2008 haben in Deutschland rund 7.000 Menschen solche tierischen Geschenke gemacht. Natürlich nicht in echt: Die Ziege ist eine Spende für eine arme Familie in Somalia oder Südafrika. Der Freund oder die Freundin erhält dafür eine Grußkarte mit Tiermotiv von dem Hilfswerk Oxfam.

Doch man kann auch ein Klassenzimmer, einen Fußball oder ein Fahrrad verschenken. "Die Ziege ist unser Bestseller, dann kommt das Schaf, und die Hühner sind auch sehr beliebt", sagt Lisa Jaspers, Leiterin der Spendenaktion "Oxfam Unverpackt", in Berlin. Die Hilfe für die Armen in fernen Ländern soll dadurch eine witzige Note bekommen. "Das Spenden hat oft einen traurigen Anlass, aber wenn man solche Dinge symbolisch verschenken kann, bereitet Spenden auch Freude," sagt Jaspers.

Spenden fassbar machen

Der Berliner Händler Frederik Landshöft ist davon angetan: "Die Idee halte ich für sehr gelungen, weil es die Spende fassbar macht." Das sei der Vorteil gegenüber Spenden, die in den Topf einer großen Organisation fließen. Außerdem gebe man generell viel Geld für Geschenke aus. "Meist geht es dabei aber nur um die Geste und nicht darum, was man nun genau schenkt", sagt der 29-Jährige, der Produkte aus fairem Handel vertreibt.

Immer mehr Hilfsorganisationen in Deutschland bieten die Möglichkeit, Spenden zu verschenken, um damit Freunden oder Verwandten eine Freude zu machen. Bei Unicef und Plan International kann man im Namen seiner Bekannten spenden und ihnen dafür eine Urkunde ausdrucken. Und die sogenannte HelpCard geht noch einen Schritt weiter: Bei dieser Guthabenkarte aus Plastik kann der Beschenkte selbst entscheiden, welcher Organisation oder welchen Hilfsprojekten er die Spende zukommen lassen will.

"Klar, über die Karte freuen sich vermutlich nicht alle Beschenkten", räumt Harald Meurer vom Bonner Unternehmen HelpGroup ein. Doch eigene Untersuchungen hätten gezeigt, dass die psychologische Wirkung dieses Geschenks besonders groß sei, weil eine Auswahl ermöglicht werde: "Das ist für den Beschenkten ein Vertrauensbeweis, und obwohl das Geld nicht von ihm selbst stammt, fühlt er sich trotzdem als guter Spender."

Alternative auch für Firmen

Meurer empfiehlt die Karte auch Firmen als Alternative zu ihren üblichen Geschenken wie Pralinen oder Wein. Damit könne ein Unternehmen "seine Kunden selbst aktiv in sein gesellschaftliches Engagement einbinden", sagt der 50-jährige Betriebswirt. Die Karte habe sich seit Dezember schon mehrere tausend Mal verkauft. Je nach Vertriebsweg fallen Kosten zwischen 9 bis 19,5 Prozent der Spendensumme an.

Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) ist im Beirat der HelpGroup vertreten. DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke begrüßt diese "neuartige Form des Spendensammelns" und lobt die Transparenz des Verfahrens. Die Karte spreche zudem neue Spendergruppen an.

Auch das katholische Hilfswerk Misereor bietet Alternativen zur klassischen Geldspende. So kann man etwa einen Betrag für eine Nähmaschine oder einen Werkzeugkasten für Menschen in Entwicklungsländern spenden. Doch warum findet sich auch hier eine Ziege im Programm? "Sie kann ein Anstoß für Entwicklung sein", erklärt Misereor-Sprecherin Barbara Wiegard. Für eine Familie in Afrika kann eine Ziege von großem Wert für den Aufbau einer Existenz sein: Über den Verkauf von Milch kann sie sich bald weitere Tiere kaufen.

epd