Reiselust: Deutsche sitzen auf gepackten Koffern
Die Deutschen setzen viel daran, in diesem Jahr ihren Titel als Reiseweltmeister zu verteidigen. 42 Prozent sind fest entschlossen, eine Reise zu unternehmen. Die Lieblingsziele sind unverändert.

Nach der Wirtschaftskrise nimmt die Reiselust der Deutschen wieder zu. "42 Prozent der Deutschen sitzen gedanklich bereits auf gepackten Koffern und planen fest, 2010 wenigstens eine Reise zu unternehmen", sagte Ulrich Reinhardt am Mittwoch in Hamburg bei der Vorstellung der jährlichen Tourismusanalyse der BAT Stiftung für Zukunftsfragen. Mehr als ein Drittel sei bei seiner Planung aber noch zurückhaltend. Wenn gereist wird, dann in deutsche Lande, aber auch europäische Sonnenziele stehen wieder höher im Kurs. Die Stiftung befragte 4.000 Deutsche ab 14 Jahren zu ihrem Urlaubsverhalten.

Die Unentschlossenen sollten die Tourismus-Manager aufrütteln, die vom 10. bis 14. März massenhaft in Berlin zusammentreffen. Die Internationalen Tourismus-Börse (ITB) mit ihren rund 11.000 Ausstellern ist ein Gradmesser dafür, wohin die Reise der Branche geht. Warmlaufen tun sich dieser Tage schon hunderte Anbieter bei der Reisemesse in Hamburg. Zum Auftakt am Mittwoch lockten die Stände in den Messehallen in Scharen die finanzkräftige Zielgruppe der Generation 50 plus an.

1.038 Euro kostet der Urlaub im Durchschnitt

Nach der Reisesaison 2009, die der Zukunftsforscher mit einer Berg- und Talfahrt für die Branche verglich, könnten die Deutschen 2010 ihrem Ruf als Reiseweltmeister wieder gerecht werden. Durchschnittlich und trendgemäß waren die Reisenden im vergangenen Jahr 13 Tage unterwegs. Jeder Zweite gönnte sich fünf Tage oder länger seine Auszeit. Diese Reiseintensität sollte 2010 wieder steigen, meinte der Tourismusexperte. Wenn nicht der Blick auf den Gehaltszettel oder ins Haushaltsbuch dem Fernweh Fesseln anlegen würde: "Die Urlaubsreise ist kein Gut mehr für alle Bürger", berichtete Reinhardt.

Ein Riss durch die Gesellschaft wird laut Stiftung auch beim Reisen offensichtlich: Vier Fünftel aller Beamten (80 Prozent) leisteten sich 2009 eine Reise, unter den Arbeitern waren es nur 41 Prozent. Anders ausgedrückt: Für 75 Prozent der Besserverdienenden mit einem Haushalts-Nettoeinkommen von mehr als 3.500 Euro monatlich ist eine Reise ein Muss, 39 Prozent von ihnen fuhren 2009 sogar mehrmals weg. Von den Geringverdienenden (Nettoeinkommen unter 1.000 Euro) konnte sich nur jeder Fünfte einen Urlaubstrip leisten. Denn auch das ermittelten die Forscher: 1.038 Euro knappsten die Deutschen durchschnittlich für ihren Urlaub ab - Unterkunft, Essen und Aktivitäten inklusive - und gaben damit nicht mehr als 2004 aus.

Unter den europäischen Reisezielen dürfte 2010 Spanien wieder ganz oben stehen, gefolgt von der Türkei. Mit dem Bonus Kulturhauptstadt Istanbul werde das Land am Bosporus Italien von Platz 2 verdrängen, ist der Experte überzeugt. Spannend ist, wer in Deutschland die Touristen anzieht: Reisegewinner 2009 war Baden-Württemberg mit Bodensee und Schwarzwald, das im "deutschen Verteilungskampf" seinen Anteil von 2,9 Prozent auf 3,7 Prozent erhöhte.

dpa