"Tatort: Blutsbande", Freitag, 12. Februar, 21.45 Uhr im Ersten
Wenn Olympia und Karneval das Fernsehen fest im Griff haben, sind selbst die Wiederholungen nur zweite Wahl: Der Bodensee ist zumindest in Sachen "Tatort" nicht die beste Adresse der ARD. Das hat seine Gründe: Die Krimis aus Konstanz sind richtig teuer. Team und Schauspieler wohnen in Hotels, sämtliche Gerätschaften müssen nach Südbaden transportiert werden, und die Suche nach malerischen Drehorten gestaltet sich auch etwas schwieriger als bei vergleichbaren Krimis etwa aus München oder Berlin. Das Geld muss natürlich wieder eingespart werden; deshalb wirken die Darsteller mitunter, als habe man sie bei einer Laienspielschar engagiert.
Rätselhafte SMS-Botschaften von einem verschwundenen Handy
In der Episode "Blutsbande" wirkt mit Janina Stopper allerdings eine sensationell gute junge Schauspielerin mit: In dem "Bloch"-Film "Die Wut" hat sie sogar Dieter Pfaff die Schau gestohlen. Hier spielt sie Jessica, ein Mädchen, dessen Cousine Nicole tot im Wald gefunden wird. Für die beiden Onkel des Kindes steht der Täter fest: Es muss der Makler gewesen sein, bei dem Nicole als Babysitter gearbeitet hat und in den sie verliebt war, wie sie ihrem Tagebuch anvertraut hat. Klara Blum (Eva Mattes) ist sich da nicht so sicher, zumal sie rätselhafte SMS-Botschaften erhält, die von Nicoles verschwundenem mobilen Telefon abgeschickt wurden. Rasch zeigt sich, dass die vermeintlich heile Familienwelt der drei Brüder bloß Fassade ist. Als schließlich klar wird, dass Jessica in den Fall verwickelt ist, tut sich ein Abgrund auf, der am Ende die ganze Familie verschlingt.
Mit Sebstian Bezzel und Dana Golombek
Die Geschichte (Susanne Schneider) ist durchaus interessant, Jürgen Bretzingers Inszenierung unaufgeregt, aber solide; die darstellerischen Leistungen allerdings sind eines "Tatort"-Krimis des öfteren nicht würdig. Am reizvollsten ist ohnehin die scheue Liebelei zwischen Blums Assistent Perlmann (Sebstian Bezzel) und der Jugendpsychologin Johanna Siebenschön (Dana Golombek), die ihrem Namen alle Ehre macht.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und die "Frankfurter Rundschau" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).