TV-Tipp: "Im Spessart sind die Geister los" (Sat. 1)
Das Vorbild: "Das Spukschloss im Spessart". Regisseur Holger Haase ist es gelungen, den Klassiker amüsant in die Gegenwart zu übertragen und eine temporeiche Kömodie zu inszenieren.
09.02.2010
Von Tilmann P. Gangloff

"Im Spessart sind die Geister los", Dienstag, 9. Februar, 20.15 Uhr in Sat.1

Auch wenn der Sender wie üblich den Hinweis aufs Vorbild verschweigt: Natürlich orientiert sich dieser Film an Kurt Hoffmanns Gruselkomödie "Das Spukschloss im Spessart", die 1960 ihrerseits schon eine Fortsetzung war. Wie in bemerkenswert vielen Fällen zuvor aber ist es erneut gelungen, den Klassiker amüsant in die Gegenwart zu übertragen. Damals war es ein Schloss, diesmal eine Wirtschaft, damals stand eine Frau (Liselotte Pulver) im Mittelpunkt, diesmal ein Mann (Pasquale Aleardi), doch ansonsten ist Autor Stephan Barth dem Grundmuster treu geblieben.

Mit Sonja Gerhardt und Pasquale Aleardi

Sat.1 hat’s ja ohnehin mit den Geistern (zuletzt "Kein Geist für alle Fälle", vor einigen Jahren "Das Gespenst von Canterville"). Sehenswert waren die Filme immer, ausnahmslos auch für die ganze Familie. Für "Im Spessart sind die Geister los" gilt das erst recht, denn die Kinder des Wirts spielen eine entscheidende Rolle. Dabei ist vor allem Tochter Miriam (Sonja Gerhardt) gegen den Umzug von Berlin in die Provinz. Dort hat Ralf (Aleardi), nach dem Tod seiner Frau alleinerziehender Vater, ein marodes Wirtshaus gekauft. Allerdings ist die Bruchbude keineswegs unbewohnt: Seit vierhundert Jahren treiben hier die Bückler-Brüder ihr Unwesen, drei Halunken, die beim Volk äußerst beliebt waren, weil sie den Reichen nahmen und den Armen gaben. Die Beute vom letzten Raubzug beim Fürsten von Hohenfels blieb jedoch verschollen, und deshalb müssen sie nach ihrem Tod durch die Spelunke geistern. Prompt ist Ralfs Eröffnungsabend eine einzige Katastrophe, weil Kellnerin Valerie (Annette Frier) ein Tablett nach dem anderen fallen lässt und das Essen nicht auf den Tischen, sondern auf den Ehrengästen landet. Übeltäter sind natürlich die Geister (Michael Kessler, Andreas Schmidt, Alexander Hörbe), die zur allgemeinen Überraschung aber mit sich reden lassen. Und so wird aus der Schänke doch noch ein erlebnisgastronomisches Erfolgslokal, in dem die drei Herren für wohlig gruselige Geisterbahnatmosphäre sorgen. Aber nun wittert Felix von Hohenfels (Thomas Heinze), Nachfahre des einst beraubten Fürsten, die große Chance, an den Schatz seines Urahn ranzukommen; zu allem Überfluss ist er auch noch der Ex von Valerie, für die der immer noch trauernde Ralf längst größere Gefühle hegt, als ihm lieb ist.

Tricktechnisch eindrucksvoll

Holger Haase inszeniert die Komödie angemessen temporeich. Dass die meisten Gags das Resultat lustiger Slapstick-Einlagen sind, ließe sich durchaus gegen den Film verwenden, zumal Andreas Schmidt als notorisch betrunkener und unter Flatulenzen leidender Geist fröhlich übertreiben darf. Manch einer mag da ein gewisses Niveau vermissen, aber Schmidt schafft es sogar, den furzenden Trunkenbold nicht als Knallcharge zu spielen. Tricktechnisch ist das Werk ohnehin eindrucksvoll, und die Figuren sind alles andere als bloß Lückenbüßer zwischen den humoristischen Höhepunkten. Vor allem die ausgezeichnet besetzten und geführten Kinder sorgen für weitere amüsante Verwicklungen. Gerade die junge Sonja Gerhardt macht sich neben ihren berühmten Kollegen ganz ausgezeichnet; und das nicht nur, weil sie die frechsten Dialoge hat.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und die "Frankfurter Rundschau" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).