Im Atomstreit hatte Präsident Mahmud Ahmadinedschad erst am Dienstagabend ein Einlenken signalisiert. Sein Land sei nun doch dazu bereit, niedrig angereichertes Uran im Ausland auf eine höhere Anreicherungsstufe bringen zu lassen, kündigte er im staatlichen Fernsehen an. Der Iran braucht dieses Material als Brennstoff für einen Forschungsreaktor in Teheran. Ein Einlenken käme einer politischen Kehrtwende Teherans gleich.
Die US- Regierung regierte jedoch zunächst zurückhaltend. "Wenn der Iran etwas Neues zu sagen hat, sind wir bereit, zuzuhören", sagte ein Regierungsbeamter dem US-Onlinemagazin "Politico.com" am Dienstagabend (Ortszeit). "Wenn Herrn Ahmadinedschads Kommentare eine aktualisierte Position widerspiegeln, freuen wir uns darauf, wenn er die (Internationale Atomenergiebehörde) IAEA darüber informiert", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Mike Hammer. Man habe Teheran "in gutem Glauben ein ausgewogenes Angebot" gemacht.
Die fünf ständigen Mitglieder im Weltsicherheitsrat (die USA, Frankreich, Großbritannien, Russland und China) sowie Deutschland hatten den Iran seit Monaten gedrängt, einen Vorschlag zur Urananreicherung in Frankreich und Russland anzunehmen. Wegen der Weigerung des Irans hatten die EU und die USA zuletzt mit neuen Wirtschaftssanktionen gedroht. Unter anderem wollten die USA Firmen bestrafen, die Kraftstoff oder andere Erdölprodukte an den Iran liefern. Das islamische Land ist trotz seiner reichen Erdölvorkommen dringend auf Treibstoff aus dem Ausland angewiesen, weil die Raffineriekapazitäten nicht ausreichen.
Iran testet neue Satelliten-Trägerrakete
Der Iran hat am Mittwoch eine neue, im eigenen Land gebaute Satelliten-Trägerrakete vom Typ Kawoschgar 3 getestet. Der Test erfolgte während der Feierlichkeiten zum 31. Jahrestag der islamischen Revolution 1979, wie staatliche Medien berichteten. Die internationale Gemeinschaft verdächtigt Teheran, heimlich am Bau der Atombombe zu arbeiten. Vor diesem Hintergrund sieht insbesondere der Westen das Raketenprogramm mit wachsender Sorge.
Die neu entwickelte Trägerrakete vom Typ Simorq soll in der Lage sein einen bis zu 100 Kilogramm schweren Satelliten ins All zu befördern. Vor genau einem Jahr hatte der Iran seinen ersten eigenen Satelliten namens Omid (Hoffnung) mit einer ebenfalls selbst entwickelten Trägerrakete vom Typ Safir 2 (Botschafter) in eine Erdumlaufbahn befördert.
Teheran hatte die Kritik des Westens zurückgewiesen, dass iranische Raketenprogramm könne auch militärischen Zwecken dienen. Die USA und Israel hatten dagegen betont, die gleiche Technologie könne auch zum Abschuss ballistischer Raketen genutzt werden. Ahmadinedschad sagte, der Iran sei bereit, einen Vertrag zum Uran-Austausch mit den Nuklearmächten abzuschließen. Niedrig angereichertes Uran könne dafür aus dem Iran auch ins Ausland gebracht werden, sagte er. Dagegen hatte sich Teheran bislang beharrlich gesperrt.
Anreicherungsprozess bei Uran
Der Westen hatte den Iran seit Monaten gedrängt, einen Vorschlag zur Urananreicherung in Frankreich und Russland anzunehmen. Demnach sollte niedrig angereichertes Uran (3,5 Prozent) aus dem islamischen Staat im Ausland auf einen Anreicherungsgrad von 20 Prozent gebracht werden, um dann als Brennstoff für einen Forschungsreaktor in Teheran genutzt zu werden.
Uran mit einem Anteil von drei bis fünf Prozent des spaltbaren Isotops U 235 kann als Brennstoff in Kernreaktoren eingesetzt werden. Im Natururan kommt U 235 nur zu 0,7 Prozent vor. Bei einem Grad von 20 Prozent - wie vom Iran für medizinische Zwecke verwendet - gilt Uran bereits als hochangereichert. Technisch werden für den Anreicherungsprozess in der Regel Gaszentrifugen verwendet, von denen der Iran tausende besitzt. Für den Bau von Atomwaffen ist ein Anreicherungsgrad von mindestens 85 Prozent erforderlich.
Abkehr vom bisherigen Standpunkt aus "technischen Gründen"
Bislang hatte die iranische Führung darauf bestanden, dass der Austausch von niedrig angereichertem gegen höher angereichertes Uran in drei Phasen und auf iranischem Boden erfolgen sollte. Das lehnten sowohl die Internationale Atomenergiebehörde IAEA als auch die Weltmächte ab und drohten mit neuerlichen Sanktionen.
"Wir sind nicht dagegen, unser niedrig angereichertes Uran ins Ausland zu senden, weil wir eine konstruktive Zusammenarbeit wollen und weil wir jederzeit das niedrig angereicherte Uran wieder im Iran produzieren können", sagte Ahmadinedschad. Für seine Abkehr vom bisherigen Standpunkt nannte er "technische Gründe".