In Mittelamerika ragen vor allem El Salvador, Guatemala und Honduras heraus. Mit 4.365 Gewalttoten hat das kleine El Salvador Land (7,5 Millionen Einwohner) die höchste Mordrate in ganz Amerika.
In Mexiko werden insbesondere die nördlichen Staaten Chihuahua, Sinaloa und Baja California von der Gewalt zerrüttet. Durch sie und durch die Grenzstädte Ciudad Juárez und Tijuana führen die Drogenrouten der Kartelle zwischen Süd- und Nordamerika hindurch. Die meisten Einwohner von Ciudad Juárez gehen mittlerweile sicherheitshalber nicht mehr aus.
Wer mit dem Auto in der Stadt unterwegs ist, versucht, auch bei Rot an den Kreuzungen nicht anzuhalten, um nicht überfallen zu werden. "Man fühlt sich ungeschützt und weiß nicht, wo die Gefahr lauert", sagte eine junge Frau, die nach eigenen Angaben zuvor von Soldaten an einer Straßensperre beraubt worden war.
Wer nicht mitmacht, muss Asyl suchen
In vielen Gebieten regieren die Drogenbosse, die sich die örtlichen Staatsorgane gewaltsam oder mit Geld gefügig gemacht haben. Wer nicht mitmacht, muss Asyl in den USA suchen, wenn er nicht sein Leben oder das Leben seiner Angehörigen in Gefahr bringen will.
Wie mächtig die Verbrecherorganisationen sind, zeigte sich Mitte Dezember, als der Drogenboss Arturo Beltrán Leyva von Marineeinheiten gestellt und erschossen wurde. Beltrán Leyva, der "Boss der Bosse", hatte jahrelang unbehelligt in Cuernavaca in der Nähe von Mexiko-Stadt gelebt, weil er von seiner Organisation, aber vor allem auch von einem Netz gekaufter Politiker, Polizisten und Staatsanwälte geschützt wurde. Wenige Tage später wurde die Familie eines Marinesoldaten getötet, der bei dem Kampf in Cuernavaca ums Leben gekommen war. Sein Name war wegen des Staatsbegräbnisses bekannt geworden.
Machtlose Regierungen
In El Salvador wurden 2009 im Schnitt jeden Tag zwölf Menschen umgebracht. Das ist ein Anstieg von rund 37 Prozent gegenüber 2008 und die höchste Zahl seit dem Ende des Bürgerkrieges im Jahre 1992, wie der Polizeichef des mittelamerikanischen Landes, Carlos Ramírez Landaverde vor wenigen Tagen mitteilte. In El Salvador, aber auch in Honduras und Guatemala geht die Gewalt vor allem auf die Jugendbanden, die "Maras", zurück, aber auch auf die Unfähigkeit der Staaten, die Problematik in den Griff zu bekommen.
Die "pandillas" stehen oft in Diensten der mexikanischen Drogenkartelle, sie töten, rauben und entführen Menschen, um Geld zu erpressen. Vor allem aber überfallen sie Busse, Taxis und Läden in ihren Stadtteilen, um "Mautgebühren" zu kassieren. Busfahrer, die nicht zahlen, werden erschossen.
Den Regierungen der Region ist es in den vergangenen Jahren nicht gelungen, die bedrohliche Entwicklung unter Kontrolle zu bringen. Auf mehreren Gipfeltreffen beschlossen sie, gemeinsam und mit harter Hand gegen die ausufernde Gewalt vorzugehen. Mit geringem oder keinem Erfolg: Gleich am 2. Januar wurde in Guatemala-Stadt der 20-jährige Busfahrer Víctor Manuel Boror Chigüichón erschossen.
Aufgebrachte Bürger üben Selbstjustiz
Diese Art der Gewalt macht sich inzwischen auch in Ciudad Juárez breit, wo vor wenigen Tagen ein Bus beschossen wurde. Die mexikanische Regierung hat rund 8.000 Soldaten entsandt, die für mehr Sicherheit sorgen sollen. Doch 2009 wurden hier über 2.600 Personen ermordet, mehr als in ganz Honduras, wo 2.140 Menschen eines gewaltsamen Todes starben.
In Guatemala greifen die Menschen zunehmend selbst zur Gewalt, um die Untätigkeit des Staates und die Kriminalität zu bekämpfen. 2009 wurden hier 44 mutmaßliche Kriminelle von aufgebrachten Menschen gelyncht. Ein Jahr zuvor waren es noch acht gewesen.