Der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder (CDU), kritisiert patriarchalische Rollenmuster in vielen türkischen Familien. Die Jungen würden "oft wie kleine Könige erzogen". "Wenn sie in ein Umfeld kommen, in dem sie wie alle anderen behandelt werden, sind sie völlig irritiert", sagte Kauder dem Münchner Nachrichtenmagazin "Focus" laut Vorabbericht vom Sonntag.
Eine mögliche Folge dieser Erziehung seien Gewaltausbrüche. Türkische Jugendliche fordern nach Einschätzung des CDU-Politikers "oftmals mit Gewalt eine Vorherrschaft ein, die ihnen von zu Hause aus wie ein natürliches Recht vorkommt". Daher könne es hilfreich sein, wenn an den Grundschulen mehr Lehrer mit ausländischen Wurzeln arbeiten.
Kauder sprach sich aber gegen einen festen Anteil von Zuwanderern aus. "Quoten-Migranten oder Migranten-Quoten bringen uns nicht weiter", sagte er: "Ich möchte, dass die jungen Leute automatisch in diese Berufe hineinwachsen. Nur wenn dies selbstverständlich wird, leben wir in einer echten Gemeinschaft."
Entgegenkommen von Deutschen gefordert
Der CDU-Politiker forderte auch Entgegenkommen von der deutschen Gesellschaft: "Wir müssen den Menschen, die aus dem Ausland zu uns kommen, oder deren Vorfahren immer vermitteln, dass sie willkommen sind." Zuwanderern müssten Lebenschancen geboten werden.
Zuvor hatte Kauder bereits vorgeschlagen, das Kindergeld zu kürzen, wenn Mädchen oder Jungen die Schule schwänzen. Natürlich müsse man "immer zuerst versuchen, mit den Eltern ins Gespräch zu kommen, um ein Problembewusstsein zu erzeugen", sagte der CDU-Politiker dem "Focus" weiter. Verweigern sich die Eltern aber, müsse auch über Konsequenzen nachgedacht werden. Dazu könne auch die Reduzierung staatlicher Leistungen gehören.
Viele Menschen glauben nach Einschätzung Kauders, das Verweilen im Arbeitslosengeld II sei ihr natürlicher Lebensweg: "Diese Leute müssen wir aus der Isolations-Ecke rausholen."
Köhler will Leistungen prüfen
Wie es überhaupt um die Wirksamkeit der familienpolitischen Leistungen des Staates steht, das will die Bundesregierung überprüfen. Bundesfamilienministerin Kristina Köhler sagte der "Bild am Sonntag", mit Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) habe sie vereinbart, dass bis 2013 alle familienpolitischen Leistungen in einem Gesamtumfang von 250 Milliarden Euro untersucht werden - vom Ehegattensplitting bis zum Kindergeld. "Dann werden wir sehen, was sich bewährt und was nicht", sagte Köhler.
Das Gesamtvolumen der insgesamt rund 150 Leistungen für Familien wolle sie nicht reduzieren. "Ziel ist nicht eine Kürzung der Mittel - sondern ihr effizienter Einsatz", sagte Köhler.