Zu den Ergebnissen sagte Bundesfamilienministerin Kristina Köhler (CDU), Mütter und Väter wollten heute gemeinsam Verantwortung für die Kindererziehung übernehmen, dies je nach Lebensphase aber immer wieder neu organisieren. Befragt wurden je 1.000 Mütter und Väter mit mindestens einem Kind unter sechs Jahren in ganz Deutschland. Die Frauen waren im Durchschnitt 34, die Männer 37 Jahre alt. Die Hälfte von ihnen hatte ein Kind, die andere Hälfte zwei oder mehr. Zu 80 Prozent wurden Paarhaushalte untersucht, 20 Prozent waren Alleinerziehende.
Die Hausfrauenehe ist der Umfrage zufolge endgültig out. Beide Elternteile wollen vor und nach der Familienphase ökonomisch selbstständig sein, außer zu Beginn der Kindheit: Eltern von Kleinkindern unter drei Jahren denken zu 40 Prozent, dass die Mutter nicht berufstätig sein sollte. Eltern von Kindergartenkindern wollen beide wieder arbeiten. Nur zehn Prozent der Väter und acht Prozent der Mütter glauben, dass die Mutter zu Hause bleiben soll. Eltern mit Schulkindern bevorzugen zu 60 Prozent eine Aufteilung, wonach die Frau Teilzeit, der Mann Vollzeit arbeitet.
Alte Geschlechterrollen sind immer noch aktiv
Im Alltag folgen auch junge Paare immer noch häufig den Geschlechterrollen. Der Mann ist für Reparaturen zuständig, die Frau für die Wäsche, obwohl sich fast ein Drittel der Mütter wünscht, dass sich die Partner abwechseln. Zeit mit den Kindern zu verbringen sehen beide als ihre Aufgabe an, ebenso gemeinsames Handeln bei finanziellen Entscheidungen und Erziehungsfragen. Die Familienforscher Hans Bertram und Katharina Spieß erklärten, männliche und weibliche Muster bestünden weiter, dies aber auf der Basis von Gleichheit im Umgang miteinander.
Überraschend für die Forscher war, dass sich junge Eltern sehr häufig auf die Hilfe von Großeltern und anderen Familienmitgliedern verlassen können. Die Bedeutung der Großeltern nehme im Vergleich zu früheren Erhebungen zu, erklärten sie. Die Familie bestehe ganz offenbar nicht nur aus der Kleinfamilie, die zusammenwohnt, sagte Bertram.
Von der Politik wollen 87 Prozent der Eltern in erster Linie vernünftige Regelungen, die ihnen das Zeitmanagement erleichtern. Erst dann kommen Wünsche nach mehr Geld oder Betreuungsplätzen. Bei Alleinerziehenden ist das Problem naturgemäß noch drängender. Obwohl sie zu den armutsgefährdeten Gruppen gehören, steht Abhilfe bei den Zeitproblemen auf ihrer Prioritätenliste weiter oben als Geldleistungen.
Eltern denken auch an andere Familien
97 aller Eltern in Paar- und Alleinerziehendenhaushalten sprachen sich für mehr Flexibilität in Notsituationen aus, etwa wenn ein Kind krank wird. 96 Prozent wollen flexiblere Arbeitszeiten. 95 Prozent wünschen sich eine bessere steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten. 90 Prozent wünschen sich flexiblere Öffnungszeiten von Kindergärten.
Interessanterweise hätten Eltern auch das Wohlergehen anderer Familien im Blick, sagten Bertram und Spieß. 90 Prozent aller Befragten sprachen sich dafür aus, benachteiligte Kinder besser zu fördern, also in die Infrastruktur, in Kindertagesstätten und Ganztagsschulen zu investieren. An letzter Stelle der Elternwünsche an die Familienpolitik rangiert Betreuungsgeld. Für die von der schwarz-gelben Koalition angestrebte Zahlung an Eltern von Kleinkindern, die ihr Kind nicht in eine Kindertagesstätte schicken, sprachen sich 60 Prozent der Eltern aus.