Klimawandel führt zu zusätzlichem CO2-Anstieg
Neue Studien zeigen, wie die Erderwärmung und der Kohlendioxid-Anstieg zusammenhängen. Eine ein Grad höhere Temperatur bedeutet drei Prozent mehr CO2-Gehalt in der Luft.

Forscher aus Deutschland und der Schweiz haben neue Erkenntnisse darüber vorgelegt, wie sich globale Erderwärmung und Kohlendioxid-Anstieg in der Atmosphäre gegenseitig verstärken. Ein weltweiter Temperaturanstieg um ein Grad führe zu einer Zunahme des CO2-Gehalts in der Luft um etwa drei Prozent, teilte die Mainzer Johannes Gutenberg-Universität am Mittwoch unter Berufung auf eine Studie mit, die am Donnerstag in der Wissenschaftszeitschrift "Nature" veröffentlicht wird.

Die Wissenschaftler der Universitäten Mainz und Bern sowie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft hatten Jahresringe von Bäumen und Lufteinschlüsse in Eisbohrkernen aus der Antarktis untersucht, um die Klimaveränderungen der vorindustriellen Zeit zu analysieren. Die Erkenntnisse der Klimaforscher bestätigen die meisten aktuell verwendeten Modelle zur Berechnung des künftigen CO2-Gehalts in der Luft und der daraus folgenden Temperaturentwicklungen.

Sie können nach Einschätzung der beteiligten Wissenschaftler dabei helfen, künftig noch genauere Prognosen über den Klimawandel zu erstellen. Den Daten der Studie zufolge liegt die weltweite Temperatur bereits heute um 0,3 Grad über der wärmsten Periode der vergangenen 1.000 Jahre. Die Emission des Treibhausgases Kohlendioxid, das bei der Verbrennung von Kohle, Erdöl und Gas entsteht, gilt als Hauptursache für die von Menschen verursachte globale Erwärmung. Der Temperaturanstieg führt nach Überzeugung der Wissenschaftler zu Veränderungen in der Atmosphäre, den Ozeanen sowie in der Tier- und Pflanzenwelt, durch die zusätzliches CO2 freigesetzt wird, was zu einer weiteren Erwärmung führt.

Vernachlässigte Kompenenten

Nach Studien von Forschern der Universität Kiel wird das tatsächliche Ausmaß des zu erwartenden Klimawandels ebenfalls bislang deutlich unterschätzt. Sie haben jedoch umgekehrt betrachtet, wie die CO2-Konzentration auf die Temperaturerhöhung wirkt - und das vor fünf Millionen Jahren. Im Pliozän habe es wesentlich höhere Temperaturen als heute gegeben, obwohl die CO2-Konzentrationen kaum höher gewesen seien, berichteten die Kieler Klimaforscher Ralph Schneider und Birgit Schneider am Mittwoch in Kiel. Die Zusammenfassung weltweiter Studien zum Klima der Vergangenheit ist in der Fachzeitschrift "Nature Geoscience" veröffentlicht. Nicht nur die CO2-Konzentration, sondern auch andere, bisher eher vernachlässigte Komponenten spielten eine Rolle für die Erderwärmung.

Der Blick in die Vergangenheit zeige, dass man sich nicht nur auf die Wirkungskette Temperatur-Kohlendioxid konzentrieren dürfe, betonte Ralph Schneider. Grund für das deutlich wärmere Klima damals seien Rückkopplungen zwischen einzelnen Komponenten des Klimasystems, insbesondere dem Grönlandeis, der Vegetation in den hohen Breiten und dem Ozean, der große Mengen Kohlenstoff speichert, erklärte Birgit Schneider. Vielleicht reiche schon ein CO2-Wert von 400 bis 500 ppm, damit sich der Prozess der Erderwärmung verselbstständige, warnte Ralph Schneider.

epd/dpa