Neubau des Folkwang-Museums wird eröffnet
Das bundesweit renommierte Folkwang-Museum in Essen eröffnet seinen rund 55 Millionen Euro teuren Neubau mit Grafik, Fotografie und Gegenwartskunst. Museumsdirektor Hartwig Fischer nannte die Fertigstellung des Hauses in nur knapp zwei Jahren ein "Wunder von Essen". "Der Neubau erfüllt unsere Träume", sagte er.

An diesem Donnerstag wird der vom britischen Architekten David Chipperfield gestaltete Neubau bei einem Festakt unter anderem mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann eröffnet. Das Museum zählt zu den bundesweit herausragenden Häusern vor allem wegen seiner Sammlung mit Künstlern des 19. Jahrhunderts und der klassischen Moderne. Frühere Sonderausstellungen wie etwa die Caspar David Friedrich-Schau 2006 waren stets Publikumsrenner mit weit mehr als 300 000 Besuchern.Im neuen Haus müssen die Besucher auf die bekannten Bilder von Künstlern wie Claude Monet, Vincent van Gogh, Paul Cézanne oder Franz Marc und Wassily Kandinsky aber noch bis zum Frühjahr warten. Der aus den 60er Jahren stammende Altbau des Museums, der weiter genutzt wird, muss zunächst für weitere zehn bis elf Millionen Euro technisch erneuert und an das neue Gebäude angepasst werden. Von April an seien die Klassiker der Moderne dann im Altbau zu sehen, sagte Fischer.

Der Neubau wurde durch die in dieser Höhe wohl einmalige 55- Millionen-Einzelspende der Krupp-Stiftung unter ihrem Kuratoriumsvorsitzenden Berthold Beitz möglich. Chipperfield ließ den aus den 80er Jahren stammenden Erweiterungsbau des Museums komplett abreißen. An die Stelle setzte er sechs Würfel mit hellgrün schimmerndem Glas, Stahl, großen Fenstern und Dachkonstruktionen, die viel Tageslicht durchlassen. Mit 23 000 Quadratmetern zusätzlicher Grundfläche entstehe ein "wirklich großes Haus", sagte er bei der Pressekonferenz.

Verbindung von Kunst mit der Stadt

Alle Kunstwerke seien auf einer Ebene ohne Treppen und Rampen zu erreichen. Außerdem öffne sich das Gebäude nun - anders als der frühere Bau - mit einer großen Freitreppe und einem Eingangshof zur Stadt und den Besuchern hin. "Architektur soll nicht im Weg sein, sondern die Stadt mit der Kunst verbinden."

Zu Beginn sind zeitgenössische Zeichnungen, eine Plakat- und eine Fotoausstellung sowie als Dauerausstellung Bilder zeitgenössischer Künstler wie Mark Rothko, Barnett Newman oder Gerhard Richter zu sehen. Ab Ende März werden als Projekt des Kulturhauptstadtjahres in einer Sonderausstellung Bilder des Hauses gezeigt, die im Nationalsozialismus verkauft oder beschlagnahmt worden waren.

Das Museum Folkwang wurde 1902 von dem Bankierssohn Karl Ernst Osthaus (1874-1921) in Hagen gegründet und zog in den 20er Jahren nach Essen um. Der Name geht auf das altnordische Versepos Edda zurück. Darin heißt der Palast der Göttin Freya, der Schutzgöttin der Kunst, Folkvangar (Volkshalle). Für das Publikum öffnet das Haus an diesem Samstag.

dpa