Allianz gegen Einwegflaschen fordert 20 Cent Abgabe
Pfand ist nicht gleich Mehrweg: Trickreich würden die Hersteller von Einweg-Verpackungen bestehende Regelungen unterlaufen, empören sich Umwelthilfe und Mehrweg-Vertreter.

Der anhaltende Vormarsch von Einweg-Getränkeverpackungen sollte nach einem Vorschlag der Deutschen Umwelthilfe mit einer Einwegabgabe von 20 Cent zusätzlich zum Pfand gestoppt werden. Zugleich fordern die Umwelthilfe, mittelständische Brauereien, Mineralwasser- und Erfrischungsgetränke-Hersteller von der Politik eine klarere Kennzeichnung auf den Flaschen. "Die Hersteller von Getränken in Einweg-Verpackungen scheuen keine Tricks, um die gesetzlichen Regelungen zum Mehrwegschutz zu unterlaufen", erklärte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch am Montag in Berlin. Er berichtete über Coca-Cola-Dosen mit dänischer Aufschrift, die ohne Pfand und Logo im deutschen Getränkehandel aufgetaucht seien.

"Konzerne und Discounter unerbittlich"

Mehr als ein Drittel der Verbraucher gehe davon aus, dass Pfandflaschen immer nur Mehrwegflaschen seien und griffen deshalb im guten Glauben zu den ebenfalls pfandpflichtigen Einweggetränken, sagte Resch. "Die Getränkekonzerne und Discounter verfolgen unerbittlich ihr Ziel, den Markt mit Einwegflaschen zu überrollen und die mittelständischen Konkurrenten vom Markt zu fegen." Das betreffe nicht nur die Umwelt, sondern gefährde auch 170.000 Arbeitsplätze.

Der Geschäftsführer des Verbandes Private Brauereien, Roland Demleitner, forderte die Bundesregierung auf, eine klarere Kennzeichnungspflicht und eine Einwegabgabe von 20 Cent durchzusetzen. "Mehrweg-Bierflaschen werden bis zu 50 Mal wieder befüllt", betonte er. Sepp Gail, Vorsitzender des Verbandes des Deutschen Getränke-Einzelhandels, sagte: "Mit einem deutlichen Logo kann der Verbraucher sofort erkennen, ob es sich um Mehrweg oder Einweg handelt und wie viel Pfand er zahlen muss." Anfang 2003 war ein Einweg-Pfand von 25 Cent und für Verpackungen ab 1,5 Litern von 50 Cent eingeführt worden.

Mehrweg-Anteil im freien Fall

Trotz dieses Einweg-Pfandes ist der Anteil alkoholfreier Getränke in Mehrwegflachen seit Jahren im freien Fall. Vorstands-Mitglied Günther Guder vom Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels berichtete, die Mehrwegquote bei Mineralwasser sei seit 2003 von 73 auf 32 Prozent abgestürzt. Bei Bier liegt der Mehrweg-Anteil laut DUH stabil bei 80 Prozent.

Verstöße gegen die Verpackungsverordnung häufen sich laut Umwelthilfe bei Produkten der Coca-Cola-Company. Der "Brausekonzern" fülle Getränkedosen angeblich für den dänischen Markt ab, die aber auf dem deutschen Markt auftauchten und pfandfrei verkauft würden. Dies hätten Testkäufe der DUH ergeben.

Das Unternehmen hatte in mehreren Briefwechseln jede Schuld zurückgewiesen und auch in dem der dpa vorliegenden Schreiben an die DUH vom 28. August 2009 darauf hingewiesen, dass es in Nachbarländern erlaubt sei, ohne das deutsche Einwegpfand-Logo zu produzieren. "Aufgrund des freien Warenverkehrs haben wir darauf keinen Einfluss, wenn ausländische Lieferanten Ware an deutsche Kunden abgeben." Ein weiterer Fall ist laut DUH das angebliche "Molkenmischgetränk" eines Limonadenherstellers, das wegen der Molke pfandfrei sei, aber nach einer von der Umwelthilfe in Auftrag gegebenen Untersuchung keine Spur Molke enthalte.
 

dpa