Käßmann: "Ich sehe keine ökumenische Eiszeit"
"Leichtsinnig" findet es die EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann, von einer Eiszeit in der Ökumene zu sprechen. Der Ökumenische Kirchentag werde derartige Gefühle schnell zerstreuen.

Wie die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Samstag beim Marburger Ökumenegespräch mit dem Speyerer katholischen Bischof Karl-Heinz Wiesemann sagte, kann von einer Eiszeit in den ökumenischen Beziehungen keine Rede sein. Viele Menschen freuten sich riesig auf den Ökumenischen Kirchentag Mitte Mai in München: "Der Kirchentag wird uns schnell das Gefühl nehmen, das es vielerorts gibt, es sei eine ökumenische Eiszeit. Ich sehe sie jedenfalls nicht", sagte sie.

"Eine Art Störgefühl" auf katholischer Seite

Allerdings erkenne sie im Moment nicht, dass die Konfessionen in der Ökumene vor einem "Durchbruch" stünden. "Wir werden in München noch kein gemeinsames Abendmahl feiern können. Aber wir werden an gemeinsamen Tischen sitzen", erklärte die EKD-Ratsvorsitzende. Zu den ökumenischen Aufgaben zähle auch das Reformationsjubiläum 2017. Es gebe auf katholischer Seite "eine Art Störgefühl". Die evangelische Kirche wolle jedoch keinen "Glaubenshelden" Martin Luther inszenieren, "sondern auch die Schattenseite reflektieren". Käßmann lud dazu ein, das Ereignis gemeinsam zu feiern.

Auch der katholische Speyerer Bischof Wiesemann sprach von einer "gewissen Ernüchterung" in den ökumenischen Beziehungen. Vor allem in ethischen Fragen wie der Fortpflanzungsmedizin oder der Sterbebegleitung gebe es "neue Unterschiede", so Wiesemann zum Thema "Neuer Konfessionalismus - Eiszeit in der Ökumene?"

Marburg: Frühreformatorische Tradition

Die Marburger Ökumenegespräche finden seit 1987 statt. Die Stadt Marburg veranstaltet sie gemeinsam mit der Philipps-Universität sowie der evangelischen und der katholischen Kirche. Die Veranstaltung steht in loser Verbindung zu den berühmten Religionsgesprächen zwischen Luther, Zwingli und anderen Reformatoren 1529 in Marburg und will Christen beider Konfessionen zu aktuellen Fragen ins Gespräch bringen.

epd