Die Entscheidung kam schneller zustande als erwartet und wurde mit Kirchenglocken am frühen Freitagnachmittag verkündet: Bischof Irinej von Nis ist neuer Patriarch der Serbischen Orthodoxen Kirche. "Diese schwere Last werde ich mit meinen Brüdern, die mich gewählt haben, teilen und gemeinsam mit ihnen versuchen, alle Probleme zu lösen", sagte der 79-Jährige unmittelbar nach der Wahl. Sein vollständiger Titel lautet: Erzbischof von Pec, Metropolit von Belgrad-Karlowitz und Serbischer Patriarch.
Irinej wurde als Miroslav Gavrilovic am 28. August 1930 in dem westserbischen Ort Vodova geboren. Nach dem Abitur und dem Besuch des Priesterseminars in Prizren (Kosovo-Metohija) studierte er an der Theologischen Fakultät in Belgrad. 1959 legte er im Kloster Rakovica bei Belgrad das Mönchsgelübde ab. In diesem Kloster befindet sich das Grab seines Vorgängers im Patriarchenamt, Pavle I., der am 15. November im Alter von 90 Jahren gestorben war.
"Bestmögliche Lösung" - dank Losverfahren
In den Folgejahren lehrte Irinej am Priesterseminar in Prizren und leitete nach einem Studienaufenthalt in Athen die Mönchsschule im Kloster Ostrog in Montenegro. Irinej wurde 1974 Vikarbischof von Moravica, im darauffolgenden Jahr Diözesanbischof von Nis. "Die Wahl von Bischof Irinej zum Patriarchen ist die bestmögliche Lösung", sagt der Religionsexperte Zivica Tucic. Er beschreibt ihn das neue Kirchenoberhaupt als weltoffen. "Er ist ein Mann des Dialogs, der offen ist für Gespräche mit der katholischen und evangelischen Kirche." Das Lebensalter des neuen Partriarchen spreche dafür, dass er einen gemäßigten Weg gehen werde, erwartet Tucic.
Zum Patriarchen wurde der Bischof von Nis im Losverfahren bestimmt. Neben Irinej waren der nationalgeprägte Metropolit Amfilohije von Montenegro und Bischof Irinej von Backa in der engeren Wahl. Die Amtseinführung des 45. Oberhaupts der serbisch-orthodoxen Kirche ist für Samstag in der Belgrader Domkirche angesetzt.
Vor wenigen Tagen hatte der Bischof überraschend angedeutet, dass es 2013 zu einem Besuch von Papst Benedikt XVI. in Serbien kommen könnte. Anlass wäre die 1700-Jahr-Feier des sogenannten Edikts von Mailand. Mit der Vereinbarung von 313 wurde Religionsfreiheit garantiert und die Christenverfolgung im Römischen Reich beendet. Maßgeblichen Anteil daran hatte der im heutigen Nis geborene römische Kaiser Konstantin der Große. Die Vorbereitungen für die Feiern in Nis, an denen sich die orthodoxe Kirche und der serbische Staat beteiligen werden, hätten schon begonnen, sagte Irinej.