Stiftung: Atomkraft gefährdet drei von vier Bürgern
Atomkraftwerke gefährden nach Darstellung der Deutschen Umweltstiftung drei von vier Bundesbürgern. Dies gehe aus ihrem neuen AKW-Gefährdungsatlas hervor, teilte die Organisation im pfälzischen Germersheim mit.

Unter Berücksichtigung eines Umkreises von jeweils 150 Kilometern um die 17 stromproduzierenden Atommeiler seien "gefährdete Bevölkerungszahlen" zwischen 5,4 Millionen (Gundremmingen in Bayern) und bis zu 11,8 Millionen (Neckarwestheim in Baden-Württemberg) ermittelt worden. Besonders in Gefahr seien die Bürger im Raum Bremen, da sie im unmittelbaren Einzugsbereich von bis zu sechs Atomkraftwerken lebten.

Union und FDP haben sich in ihrem Koalitionsvertrag zu einer Verlängerung der AKW-Laufzeiten bereiterklärt. Über die genauen Bedingungen soll in den nächsten Monaten verhandelt werden. Für diesen Donnerstag hat das Kanzleramt Vorstände der Versorger Eon, RWE, EnBW und Vattenfall zu einem Treffen eingeladen. Die Befürworter der Nutzung von Atomkraft betonen stets, dass die deutschen Meiler zu den sichersten der Welt zählten.

"Menschenverachtend"

Die von der Deutschen Umweltstiftung ermittelten Zahlen sind nach eigenen Angaben Untergrenzen, "da durch einen größten anzunehmenden Unfall weit mehr Bürgerinnen und Bürger in einem mehrfach erweiterten Umkreis durch die frei gesetzten radioaktiven Strahlen betroffen sein könnten". Es sei menschenverachtend für möglicherweise Millionen betroffener Anwohner, "wenn in einem so dicht besiedelten Land wie Deutschland, aber auch in Europa, weiterhin Atomkraftwerke betrieben werden".

Sofort stillgelegt werden müssten die sieben ältesten Atomkraftwerke Biblis A und B in Hessen, Brunsbüttel in Schleswig- Holstein, Neckarwestheim 1 und Philippsburg 1 in Baden-Württemberg, Isar 1 in Bayern und Unterweser in Niedersachsen. Außerdem verlangt die Umweltstiftung, der Nutzung erneuerbarer Energien gesetzlich einen absoluten Vorrang einzuräumen. Der Staat will einen Großteil der Extra-Milliarden-Gewinne der Stromkonzerne aus längeren Laufzeiten abschöpfen und in den Ausbau von Energie aus Sonne, Wasser und Wind investieren.

dpa