Karlspreis für polnischen Ministerpräsidenten Tusk
Der renommierte Aachener Karlspreis geht in diesem Jahr an den polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk. Er sei ein polnischer Patriot und großer Europäer, so die Begründung.

"Tusk steht als Symbolfigur dafür, die nationalistischen Tendenzen, die vor allem in Osteuropa wieder aufkeimen, zu überwinden", sagte der Sprecher des Karlspreis-Direktoriums, Jürgen Linden. Der 52-jährige Regierungschef ist nach dem früheren Außenminister Bronislaw Geremek und Papst Johannes Paul II. der dritte Pole, der die Auszeichnung erhält. Die Verleihung ist am 13. Mai im Krönungssaal des Aachener Rathauses vorgesehen.

Mit der Auszeichnung würdigt das Direktorium Tusks "Biografie im Dienste der Freiheit und Demokratie" und die besonderen Verdienste "um die Verständigung und Zusammenarbeit Polens mit seinen europäischen Partnern". Der Historiker aus Danzig ist seit seinen Studententagen in der Tradition der polnischen Arbeiterbewegung Solidarnosc verwurzelt. Er spricht fließend Deutsch.

Verhältnis durch Steinbach-Debatte getrübt

Nach der Osterweiterung der EU bemühe sich Polen als größtes neues Mitglied um gute Beziehungen zu Russland, Tschechien und Deutschland. Das Verhältnis zwischen Polen und Deutschland sei durch die Diskussion um das Zentrum gegen Vertreibungen und die umstrittene Vertriebenen-Präsidentin Erika Steinbach getrübt. "Tusk will diese Trübungen beiseiteschieben und gute nachbarliche Beziehungen aufbauen", stellte Linden fest. Auch dafür sei er ein guter Preisträger 2010.

Nach dem sozialen Akzent im vergangenen Jahr habe sich das Direktorium wieder auf das "Primat der Politik" besonnen. "Mit der Wahl Donald Tusks wollen wir bewusst in den Vordergrund stellen, dass der Karlspreis eine wichtige politische Auszeichnung ist", betonte Linden. Im vergangenen Jahr hatte der Gründer der katholischen Laienbewegung Sant'Egidio, Andrea Riccardi, den Preis erhalten.

dpa