Kirchen und CDU wollen eng zusammenarbeiten
Die Spitzenvertreter der beiden Kirchen und der CDU haben eine enge Zusammenarbeit vereinbart. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lobte das Einmischen der Kirchen, das wichtig für die eigene Meinungsbildung sei.

Die CDU und die beiden großen Kirchen haben eine "besonders enge Zusammenarbeit" vereinbart. Nach der zweitägigen Klausurtagung des Parteivorstands in Berlin betonte die Parteivorsitzende Angela Merkel am Freitag die hohe Bedeutung des christlichen Menschenbildes für die CDU. Wer davon nicht geprägt sei, könne nicht Mitglied der CDU sein.

Am Donnerstagabend war der Parteivorstand mit der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, und dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch zusammengetroffen. Sie habe dabei den Wunsch vernommen, dass sich die Politik ihre Entscheidungen nicht leicht machen solle, berichtete Merkel. Mit Blick auf die Debatte über das "C" im Parteinamen sagte die Bundeskanzlerin, "Anordnungen" der beiden Kirchenvertreter, dieses "C" stärker auszufüllen, habe sie nicht gehört.

Kirchen Hilfen für die eigene Meinungsbildung

Die Äußerungen der Kirchen seien hilfreich für die eigene Meinungsbildung, fuhr Merkel fort. Auch über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr, über den Käßmann eine heftige Debatte ausgelöst hatte, sei daher gesprochen worden. Die beiden Kirchenvertreter hätten die Partei zudem ermutigt, auch in der Wirtschaftskrise nicht nur über die eigene Lage zu sprechen, sondern auch über den Tellerrand zu schauen und die Entwicklungsländer nicht zu vergessen. Das Eintreten für Menschenrechte und Religionsfreiheit sei weiterhin wichtig, sagte die Bundeskanzlerin.

Die evangelische und die katholische Kirche und die CDU seien füreinander wichtige Gesprächspartner, erklärte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe. Das Gespräch mit Käßmann und Zollitsch sei gut und äußerst vertrauensvoll gewesen. Es habe sich gezeigt, dass "die beiden großen Volkskirchen und die CDU das Anliegen teilen, das Bewusstsein für die christlichen Grundlagen der freiheitlichen Demokratie und der Sozialen Marktwirtschaft zu stärken".

Schwierigen Fragen unverzagt stellen

Landesbischöfin Käßmann sagte, dass die Kirchen die Politiker in der Wahrnehmung ihrer Verantwortung bestärken wollten. Auch schwierigen Fragen sollten sie sich unverzagt stellen. Dazu ermutige die Jahreslosung: "Euer Herz erschrecke nicht. Glaubt an Gott und glaubt an Jesus Christus."

Zollitsch betonte die Bedeutung des "C" im Parteinamen. Es sei wichtig, dass sich die CDU auch in Zukunft zum christlichen Menschenbild als Grundlage und Kompass ihrer Politik bekenne. "Dabei ist es notwendig, ein Wertefundament zu vertreten, das für unsere Gesellschaft Stabilität bedeutet", sagte Zollitsch.

Über das Problem der unterschiedlichen Wahrnehmung sei mit den beiden Kirchenvertretern ganz offen diskutiert worden, sagte der stellvertretende Parteivorsitzende und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Jürgen Rüttgers. "Wir brauchen die Kirchen als Mahner und Helfer bei schwierigen ethischen Fragen."

Von Irritation bis Unterstützung

In der Aussprache über Afghanistan hätten sich einige CDU-Vorstandsmitglieder irritiert über Käßmanns Äußerungen gezeigt, andere hätten die Bischöfin unterstützt, berichtete Bundesbildungsministerin Annette Schavan. Die Partei-Vize sagte: "Wenn Parteifunktionäre die gleichen Reden halten wie Bischöfe, ist etwas schief gelaufen."

Die EKD-Ratsvorsitzende hatte den Bundeswehreinsatz in Afghanistan kritisiert. Der Krieg sei nach friedensethischen Maßstäben der evangelischen Kirche so nicht zu rechtfertigen. Käßmann hatte gefordert, die deutschen Soldaten möglichst bald abzuziehen.

Der CDU-Bundesvorstand kam am Donnerstag und Freitag in Berlin zu seiner traditionellen Klausurtagung zum Jahresanfang zusammen. Dem Treffen war eine öffentliche Debatte über das konservative und christliche Profil der Partei vorausgegangen.

epd