Kulturhauptstadt: Das sollten Sie nicht verpassen!
Die Evangelische Kirche wartet mit einer Reihe spannender Angebote zum Kulturhauptstadtjahr Ruhr 2010 auf. evangelisch.de präsentiert eine Auswahl spannender Projekte.
13.01.2010
Von Maike Freund

Kirche und Kultur im Ruhrgebiet, gehört das eigentlich zusammen? "Unbedingt", findet Pfarrer Andreas Volke, Büroleiter des Evangelischen Kulturbüros Ruhr 2010. Denn: "150 Jahre Industriegeschichte sind nicht gleich rund 1.000-jährige Kulturgeschichte des Ruhrgebiets", sagt er. Zwar hatte das Ruhrgebiet keine Fürsten und somit keine Schlösser. Aber die Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte der Region – und somit auch die Kulturgeschichte – begann mit den Kirchen und ihren Gemeinden. "Wer fragt, wo wir herkommen, der kann als Antwort nur bekommen: Aus einer christlich geprägten Kultur. Das gilt auch für das Ruhrgebiet", sagt Volke. Deshalb sei es selbstverständlich, dass sich auch die Evangelische Kirche mit einem Programm an der Kulturhauptstadt beteiligt. Hier eine kleine Auswahl:

"Pilgern im Pott":
Wer pilgert, der will sich selbst in Frage stellen, will sich mit seinem Inneren beschäftigen und wandert dabei von Ort zu Ort, von Kirche zu Kirche. Die klassische Pilger-Route: Der Jakobsweg. An diesen lehnt sich „Pilgern im Pott“ an. Allerdings ist die Ruhrgebiets-Variante doch ein wenig anders: Denn „Pilgern im Pott“ führt zu vielen Stationen des Alltags. Ein Beispiel: Die Route geht mitten durch Oberhausen, zum Centro – eines der größten Einkaufszentren Deutschlands. Da stehen nun die Pilgerer, die sich auf der Suche nach sich selbst befinden, und werden mit der Konsumgesellschaft konfrontiert. Eben ein Stück Alltag. So gesehen ist das Angebote „Pilgern im Pott“ kein klassisches, denn „es führt nicht durch die Vergangenheit, sondern durch die Gegenwart, den Alltag der Menschen“, erklärt Volke. „Das macht „Pilgern im Pott“ so interessant, aber natürlich auch ein wenig sperrig.“ Doch wer sich auf Wanderung durch das Ruhrgebiet begibt, kann auch eine Vielzahl an Kirchen wieder neu und mit ihnen Orte der Ruhe im Alltag entdecken.

Mehr Informationen zu „Pilgern im Pott“ mit Routen, Karten und Kirchen gibt es unter www.pilgern-im-pott.de. Einige Kirchen nehmen Pilger über Nacht auf. Auch dazu gibt es Informationen auf den Seiten von "Pilgern im Pott". Das Buch zum Weg: Monica Hirsch Reinshagen / Andreas Isenburg / Eva-Maria Ranft: Pilgern im Pott. 20 Etappen von Dinslaken bis Holzwickede. Klartext Verlag, 12, 95 Euro


Pop-Oratorium und Orgellandschaft Ruhr:
Als Juror bei Pop-Stars ist er bekannt, am Wochenende startet ein Projekt ganz anderer Art, bei dem er mitwirkt: das Pop-Oratorium "Die 10 Gebote" der Evangelischen Kirche. Und Dieter Falk ist der Komponist. Was Pfarrer Volke daran begeistert: 2.500 Menschen aus der Region – aus Kirchen-, Gospel-, Jugendchören – machen mit. Es ist ein Gemeinschafs-Projekt, was viele Menschen bewegt hat, zusammen zukommen und Kultur zu schaffen. Am 16. Januar gibt es eine öffentliche Generalprobe des Pop-Oratoriums. Am 17. Januar findet die Uraufführung in der Dortmunder Westfalenhalle statt. Weil sich "Musik und Kirche nicht trennen lassen", gibt es im Rahmen der "Orgellandschaft Ruhr" – einem ökumenischen Projekt – 480 Konzerte an über 70 Veranstaltungsorten. Somit ist es das weltweit größte Orgelfestival. Das Eröffnungskonzert findet am Freitag, 15. Januar, im Essener Dom statt.

Mehr Informationen zum Pop-Oratorium und dem Kartenvorverkauf unter: www.die10gebote.de
Informationen zu den Orgelkonzerten unter: www.orgellandschaft-ruhr.de

Church Tours Ruhr:
Mehr als 200 evangelische Kirchen und Gemeindehäuser gibt es im Ruhrgebiet. Church Tours Ruhr ist ein Projekt, das sich mit diesen Kirchenbauten beschäftigt. Für Gruppen oder Einzelpersonen werden Bustouren zu einigen der schönsten, wichtigsten oder bemerkenswertesten Gotteshäusern arrangiert. Zum Beispiel zur Evangelischen Kirche Werden, jene Jugendstil-Kirche, die zu den Lieblingen der Familie Krupp, der Stahl-Dynastie, gehörte. Zur Immanuel-Kirche in Dortmund, wo es aufwendige Deckenmalereien zu bestaunen gibt, oder zur Autobahnkirche, einem Ort der Ruhe an der A40 in Bochum, dem Verkehrskonten-Punkt im Ruhrgebiet.

Informationen zu den Terminen und den verschiedenen Führungen unter: www.ekir.de/evangelisch2010/index.php?id=406 oder per Telefon unter 02 01 / 2 80 55 10 (Kirchenkreis Essen/ Gossens Reisen GmbH)

Schattenkultur:
Pfarrer Volkes liebstes Projekt im Rahmen von Ruhr 2010: Schattenkultur. Denn hier spielt die soziale Kompetenz eine Rolle. Zusammenspiel von sozialer Kompetenz und Kultur.Das alte Hafthaus in Moers wird im Frühjahr zum Gesamtkunstwerk. Einerseits können Besucher das Gebäude besichtigen, das zuletzt als Abschiebegefängnis genutzt wurde und ein Gefühl dafür bekommen, was es heißt, hinter Gittern leben zu müssen. Andererseits werden dort Kunstwerke aus Justizvollzuganstalten ausgestellt. Volke: "Denn Kultur ist nicht nur das Kunstwerk, das Produkt, das am Ende entsteht. Kultur entsteht da, wo Menschen ihr Leben deuten, wo Menschen ihr Leben miteinander gestalten."

Altes Hafthaus Moers, Haagstraße 7, 47441 Moers, Mai bis September 2010
Mehr Informationen gibt es unter: www.ekir.de/evangelisch2010/382.0.html


Weiter Informationen zum Programm der Evangelischen Kirche im Ruhrgebiet zur Kulturhauptstadt Ruhr 2010 gibt es auf den Seiten des Evangelischen Kulturbüros Ruhr 2010 unter www.ekir.de/evangelisch2010 oder unter http://www.essen-fuer-das-ruhrgebiet.ruhr2010.de/programm/programmueberblick.html


Maike Freund ist freie Journalistin und lebt in Dortmund.