TV-Tipp: "Sechs Tage Angst" (Das Erste)
Katharina Böhm als Staatsanwältin. Sie will einen Mafiosi hinter Gitter bringen, doch der schreckt nicht vor Mord zurück. Und schließlich wird die Juristin selbst zur Gejagten.
13.01.2010
Von Tilmann P. Gangloff

"Sechs Tage Angst", Mittwoch, 13. Januar, 20.15 Uhr im Ersten

Das Muster ist vertraut, die Darsteller ebenfalls, und auch das Ende ist nicht überraschend. Man ahnt sogar recht bald, wer der Verräter ist, der dafür sorgt, dass das Böse der aufrechten Staatsanwältin Katja Schilling (Katharina Böhm) immer einen Schritt voraus ist. Und trotzdem ist "Sechs Tage Angst" ein fesselnder Thriller: Weil Markus Fischer, der mit seiner Hauptdarstellerin für den SWR schon die Mystery-Geschichte "Ich werde immer bei euch sein" inszeniert hat, die Spannung auch dank einer bemerkenswerten Bildgestaltung (Cornelia Wiederhold) durchgehend hoch hält.

Das liegt naturgemäß nicht zuletzt an der bewährten Konstellation "Allein gegen alle". Katja Schilling hat sich schon ein Mal mit dem russischen Gangster Mankoff (Dirk Martens) angelegt. Damals musste sie ihn aus Mangel an Beweisen wieder laufen lassen. Diesmal aber sitzt er in der Falle: Die junge Weißrussin Nadescha (Natalia Rudziewicz) war dabei, als Mankoff ihren Bruder erschossen hat. Doch selbst aus dem Gefängnis heraus sorgt der Mafioso dafür, dass ein wichtiger Zeuge der Staatsanwaltschaft umkippt: Ein Jurist (Kai Scheve), der vor Gericht Mankoffs Alibi platzen lassen sollte, zieht seine Aussage zurück. Als er Katja trotzdem ein Beweisstück zuspielen will, wird er vor den Augen der zuvor mit K.O.-Tropfen außer Gefecht gesetzten Staatsanwältin mit ihrer Waffe ermordet. Nun gilt sie selbst als mordverdächtig. Selbst ihr zukünftiger Ex-Mann Tom (Thomas Sarbacher), der für die Mordkommission arbeitet, kann ihr jetzt nicht mehr helfen. Weil die Gangster dank des Informanten bei der Polizei wissen, wo Nadescha versteckt ist, schweben schließlich beide Frauen in größter Gefahr.

Wie schon "Ich werde immer bei euch sein", so inszeniert Fischer ("Brandnacht", "Zucker für die Bestie") auch diesen Thriller vergleichsweise nüchtern. Die Spannung resultiert daher nicht aus vordergründigen Effekten, sondern entsteht auf eher subtile Weise: durch die oft bloß mit Blicken und Gesten geführten Zweikämpfe der Figuren sowie natürlich durch die Atmosphäre der permanenten Bedrohung und des ständigen Misstrauens. Ohne großen Aufwand kommt auch das Trennungsthema aus; Böhm und Sarbacher brauchen nicht viele Worte, um zu vermitteln, dass all das, was zwischen Tom und Katja steht, die beiden gleichzeitig noch miteinander verbindet.

Auf der anderen Seite setzt Fischer durchaus auch auf bewährte Versatzstücke, etwa eine packend inszenierte Verfolgungsjagd im Parkhaus. Das gesamte Konstrukt funktioniert allerdings nur, weil Dirk Martens einen überzeugend widerlichen Gangster abgibt.
 


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und die "Frankfurter Rundschau" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).