Deutsche Wirtschaft bricht um fünf Prozent ein
Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr so stark eingebrochen wie noch nie in der Nachkriegsgeschichte. Mit einem Minus von 5,0 Prozent fielen die am Mittwoch vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden veröffentlichten Zahlen noch schlechter aus als Volkswirte befürchtet hatten. Erstmals seit sechs Jahren schrumpfte das reale Bruttoinlandsprodukts (BIP).

"Deutschland als exportabhängige Nation ist von der weltweiten Wirtschaftskrise besonders betroffen", sagte der Präsident der Behörde, Roderich Egeler. Die Rezession fiel viel stärker aus als beim bisher stärksten Einbruch 1975 nach der Ölkrise. Damals war ein Minus von 0,9 Prozent verzeichnet worden. Im Jahr 2008 war die deutsche Wirtschaft um 1,3 Prozent gewachsen, ein Jahr zuvor noch um 2,5 Prozent. In jeweiligen Preisen gerechnet war das BIP 2009 mit 2.404 Milliarden Euro um 3,7 Prozent niedriger als im Vorjahr.

Deutsche Wirtschaft stagniert im 4. Quartal

Im Schlussquartal 2009 wuchs die deutsche Wirtschaft nach zwei Plusquartalen nicht mehr. Nach ersten vorläufigen Schätzungen des Bundesamtes stagnierte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) saison- und kalenderbereinigt im Vergleich zum Vorquartal. Genauere Zahlen sollen am 12. Februar veröffentlicht werden. Im zweiten Quartal (plus 0,4) und im dritten Quartal (plus 0,7) hatte das BIP wieder zugelegt - unter anderem weil der Export wieder anzog und der Staat kräftig Geld in Konjunkturprogramme butterte. Das holte die deutsche Wirtschaft aus der Rezession, konnte den Absturz im Gesamtjahr aber nicht mehr verhindern.

Gebremst wurde die deutsche Wirtschaft im Gesamtjahr nach Angaben der Statistiker vor allem durch den Exporteinbruch und rückläufige Investitionen. "Insbesondere das Produzierende Gewerbe brach regelrecht ein", sagte Egeler. In diesem Bereich war die Bruttowertschöpfung um 16,9 Prozent niedriger als im Vorjahr. Auch Handel und Gastgewerbe litten stark unter der Wirtschaftskrise - in diesen Bereichen schrumpfte die Wirtschaftsleistung um 5,1 Prozent.

Positive Impulse kamen vom Konsum

Vom Export, in den vergangenen Jahren ein verlässlicher Motor für das deutsche Wirtschaftswachstum, gingen 2009 sogar negative Effekte für die Konjunktur aus. Erstmals seit 1993 wurden aus Deutschland weniger Waren und Dienstleistungen ausgeführt als im Vorjahr: Nach Jahren stetig steigender Ausfuhrzahlen gingen die preisbereinigten Exporte im vergangenen Jahr zweistellig um 14,7 Prozent zurück.

Positive Impulse kamen vom Konsum: Die privaten Konsumausgaben stiegen preisbereinigt um 0,4 Prozent - maßgeblich getragen von der staatlichen Prämie für den Neuwagenkauf. "Die Abwrackprämie hat sicher dazu beigetragen, dass der Konsum im positiven Bereich blieb", sagte Egeler. Die staatlichen Konsumausgaben legten um 2,7 Prozent zu.

2010: Folgen der Krise hinter sich lassen

Der Arbeitsmarkt zeigte sich im Krisenjahr 2009 relativ stabil - unter anderem weil Kurzarbeit und Arbeitszeitkonten Entlassungen verhinderten. Im Jahresdurchschnitt wurde die Wirtschaftsleistung von 40,2 Millionen Erwerbstätigen erbracht. Das waren 37.000 weniger als ein Jahr zuvor. Damit wurde trotz Rezession der 2008 erreichte Rekordstand seit der Wiedervereinigung fast gehalten.

Für 2010 erwarten Volkswirte, dass die deutsche Konjunktur an Fahrt gewinnen und die Folgen der Krise zunehmend hinter sich lassen wird. Die Wachstumsprognosen reichen von 1,6 Prozent bis 2,3 Prozent.

dpa