Konsumkultur nach westlichem Vorbild ist Klimakiller
Die Menschen in den westlichen Industriestaaten müssen im Kampf gegen Klimawandel und Umweltzerstörung nach Expertenansicht ihr Konsumverhalten grundlegend ändern.

Es müsse in Zukunft deutlich werden, dass Kaufen nicht zu Glück, Zufriedenheit und gesellschaftliche Akzeptanz führe, heißt es in einem am Dienstag in Washington veröffentlichten Bericht des US-amerikanischen Umweltinstituts "Worldwatch".  2006 habe die Menschheit für Waren und Dienstleistungen 30,5 Billionen Dollar ausgegeben, 28 Prozent mehr als 1996 und sechsmal so viel wie 1960. Die Weltbevölkerung sei seit 1960 aber nur um das 2,2-fache gestiegen.

Zwar seien in den vergangenen Jahren Umweltgesetze verschärft und nachhaltige Technologien entwickelt worden, sagte Forschungsleiter Erik Assadourian. Aber der Fortschritt stoße auf Grenzen, solange besonders in den wohlhabenden Länder eine rohstoffverschlingende und klimagefährdende Konsumkultur herrsche. Rund ein Drittel des weltweiten Konsums gehe auf das Konto der US-Amerikaner, die jedoch nur fünf Prozent der Weltbevölkerung stellten, so der Bericht. Die reichsten 500 Millionen Menschen (sieben Prozent der Weltbevölkerung) seien für etwa die Hälfte der ausgestoßenen Treibhausgase verantwortlich. 2005 sei weltweit achtmal so viel Erdöl verbraucht worden wie 1950.

Werbung treibt Kaufverhalten an

Ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit wird sich nach Einschätzung der Wissenschaftler nur mühsam etablieren. Die herrschende Konsumkultur habe sich im Lauf von Jahrhunderten entwickelt und sei heute im Alltag fest verankert. Angetrieben werde das unverantwortliche Kaufverhalten von massiven Werbeanstrebungen der Wirtschaft: 2008 hätten Unternehmen weltweit 643 Milliarden Dollar für Werbung ausgegeben. In China und Indien steigen den Angaben zufolge die Ausgaben für Werbung jährlich um mehr als zehn Prozent.

Als Beispiel für die Wirksamkeit der Reklame nennt der Bericht den Verkauf von Trinkwasser in Flaschen: 2008 wurden 241 Milliarden Liter verkauft, doppelt so viele wie 2000. Auch die Hersteller für Haustierbedarf und -futter lassen sich ihre Werbung viel kosten: 300 Millionen Dollar geben sie in den USA pro Jahr aus, um ihre Produkte anzupreisen. Zwei Schäferhunde verbrauchten dort so viel Ressourcen wie ein durchschnittlicher Bürger im asiatischen Bangladesch. Das "Worldwatch"-Institut gilt als führendes Ökoinstitut in den USA. In seinen "State of World"-Jahresberichten analysiert es seit 1984 ökologische und soziale Trends.

epd