Afrika-Cup: Schlagzeilen statt Imagegewinn für Angola
Bitter und zornig reagierten angolanische Regierungsmitglieder auf den Terroranschlag kurz vor Beginn des Afrika Cups. Von dem Mann, den manche für den Zwischenfall mitverantwortlich machen, kam kein Wort: Angolas ehrgeiziger Präsident Jose Eduardo dos Santos, seit 30 Jahren an der Macht, wollte der Welt ein friedliches, blühendes Angola präsentieren. Das ist mit dem Anschlag auf die Mannschaft Togos gescheitert.
10.01.2010
Von Laszlo Trankovits

Die fragwürdige Entscheidung des Präsidenten Jose Eduardo dos Santos, auch Angolas unsichere Exklave Cabinda als Austragungsort für das Fußballturnier mit einzubeziehen, entpuppte sich als tragischer Fehlgriff. Dort kämpfen Rebellen für die Unabhängigkeit der ölreichen Region. Mit ihrem Anschlag auf den Bus der Fußballer aus Togo gelang es ihnen über Nacht, weltweit Aufmerksamkeit zu erregen.

Dabei sollte der Afrika-Cup das Image Angolas aufpolieren. Denn der ölreiche Staat ist zwar viel umworben. Selbst US-Außenministerin Hillary Clinton machte kürzlich Station in Angola, das heute mehr Öl produziert und exportiert als Afrikas Öl-Gigant Nigeria. In der unausgesprochenen, aber erbitterten Konkurrenz zwischen China, Russland und den USA um die Rohstoffquellen in Afrika machte Clinton fast einen Kotau vor dem Regime in Angola, pries zumindest den Wiederaufbau nach Jahrzehnten des Bürgerkriegs und die Fortschritte bei der Demokratisierung.

Menschenrechtsorganisationen kritisieren Angola

Menschenrechtsorganisationen beschuldigen Angola aber der Polizeiwillkür und Folter. Die Einkommensunterschiede in dem über Nacht durch Petrodollars reich gewordenen Staat sind selbst für afrikanische Verhältnisse krass. Mehr als 70 Prozent der rund 13 Millionen Menschen leben trotz des neuen Reichtums von weniger als zwei Dollar pro Tag.

Die Elite Angolas genießt in vollen Zügen die sprudelnden Einnahmequellen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch vermutet, dass Milliarden von Petrodollar in Angola in dunklen Kanälen versickerten. Das in Berlin ansässige, unabhängige Institut "Transparency International" hält Angola für einen der korruptesten Staaten der Welt: Angola wird auf der entsprechenden Liste auf Platz 158 unter 180 Staaten geführt.

Der Afrika-Experte Bartholomäus Grill nennt Angola ein Musterbeispiel für das Elend des Kontinents, wo sich trotz Massenarmut kleine "korrupte Eliten" ein Leben in verschwenderischer Pracht leisteten. Luanda gelte derzeit als teuerste Hauptstadt der Welt, wo wenige in größtem Luxus und die meisten in bitterer Not lebten. "Die politische Klasse hat das Wort Gerechtigkeit aus ihrem Vokabular gestrichen", schrieb er in der "Zeit".

Bauboom, aber nicht in den Slums

Der Afrika-Cup sollte nun das internationale Ansehen Angolas nach Jahrzehnten blutiger Auseinandersetzungen und Unruhen heben helfen. Vor allem mit Hilfe der Chinesen wurden neue Stadien und öffentliche Gebäude gebaut, Straßen, Brücken und Hotels. Die Hauptstadt Luanda mit ihren fünf Millionen Einwohnern erlebt seit Jahren einen gigantischen Bauboom - ohne den die Zahl der Slums weniger würde.

Das kontinentale Fußballturnier sei "ein Vertrauensbeweis in unsere politische Stabilität und ökonomische Potenz", freute sich vor kurzem noch Angolas Minister für Jugend und Sport, Gonçalvez Muandumba. "Wir haben alles getan, um dieses für den ganzen Kontinent wichtige Turnier zu einem glänzenden Aushängeschild für den Fortschritt Afrikas werden zu lassen", betonte er. Es scheint, als ob die Veranstaltung schonungslos auch die düsteren Seiten Afrikas beleuchtet.

dpa