Militärbischof fordert Kritiker auf, Käßmanns Rede zu lesen
Der evangelische Militärbischof Martin Dutzmann unterstützt die Position der EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann. Kritiker hätten Zitate aus dem Zusammenhang gerissen und sollten einmal Käßmanns Rede von vor zwei Tagen lesen.

In der Debatte um den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan hat der evangelische Militärbischof Martin Dutzmann erneut den Vorrang des zivilen vor einem militärischen Engagement betont. "Dies entspricht der Friedensdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und meiner Linie und wird auch von der Bundeswehr gut aufgenommen", sagte Dutzmann am Freitag dem epd in Detmold. Eben diese Position, dass zivile Mittel Vorrang haben sollten, sei von der EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann in ihrer teils scharf kritisierten Neujahrspredigt betont worden.

Dutzmann sagte, Käßmann, die dies auch um der Soldaten willen äußere, vermisse diese Schwerpunktsetzung in der aktuellen politischen Debatte. "Und dem kann ich mich nur anschließen", betonte der Militärbischof, der auch Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche ist. Dutzmann forderte wie schon im Dezember in einem Gastbeitrag auf evangelisch.de, dass der Bundestag nicht nur ein Mandat für Soldaten, sondern ein Gesamtkonzept eines deutschen Engagements in Afghanistan beschließen solle. Ein solches Konzept sollte Schnittstellen zu zivilen Einsätzen enthalten.

Dutzmann: Lieber Haltung der Regierung debattieren

Mit Blick auf die Afghanistan-Konferenz am 28. Januar in London wünsche er sich eine stärkere Konzentration der politischen Debatte auf die Position der Bundesregierung als auf die Äußerungen der EKD-Ratsvorsitzenden, sagte Dutzmann.

Sätze aus Käßmanns Predigt seien aus dem Zusammenhang gerissen worden, und daher sei die Bischöfin missverstanden worden. Wenn etwa isoliert ihre Aussage wiedergegeben werde, dass "nichts gut in Afghanistan" sei, dann müssten sich Soldaten getroffen fühlen, weil sie gute Arbeit machen, erläuterte der Militärbischof. Aber die hannoversche Landesbischöfin und Ratsvorsitzende habe das eben nicht isoliert gesagt, sondern es in einen Zusammenhang gestellt.

Dutzmann appellierte an Kritiker, sich mit der Rede der EKD-Ratsvorsitzenden im Kloster Loccum vom vergangenen Mittwochabend auseinanderzusetzen (die Passagen zu Afghanistan sind hier dokumentiert). Darin lege sie ihre Position deutlich und unmissverständlich dar. 

"Käßmann verabsolutiert Privatmeinung"

Unterdessen kritisierte die Konferenz Bekennender Gemeinschaften in Deutschland die Äußerungen der EKD-Ratsvorsitzenden zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. "Wenn Repräsentanten der Kirche ihre politische Privatmeinung theologisch-religiös überhöhen und verabsolutieren, ist das für viele Christen schlichtweg nicht hinnehmbar und ärgerlich", erklärte der Vorsitzende der Konferenz, Pastor Ulrich Rüß, in Hamburg.

Da die EKD keine Kirche sei, sondern lediglich ein Dachverband verschiedener Landeskirchen, habe Käßmann "kein Mandat, für die evangelischen Christen in Deutschland insgesamt zu sprechen", sagte Rüß. Die Debatte um den Afghanistan-Einsatz war durch die Neujahrspredigt Käßmanns in der Dresdner Frauenkirche neu entfacht worden. Am Montag will sie sich mit Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) treffen.

"Keine praxisbewährte theologische Antwort auf Terrorismus"

Der Berliner Publizist Ernst Elitz erklärte: "Mit Widerspruch wird die Bischöfin gerechnet haben." Sie habe diesen provoziert, "und das kann einer offenen Auseinandersetzung nur dienlich sein", schreibt Elitz in der Rubrik "Drei Fragen an Ernst Elitz" auf evangelisch.de. Er kenne keine praxisbewährte theologische Antwort auf die Frage, "wie man mit Terroristen umgeht und das eigene wie das Leben anderer wirksam vor ihnen schützt".

 

epd