Deutsche Muslime verurteilen Mordanschlag in Ägypten
Der Mord an acht Kopten in Ägypten hat Empörung ausgelöst. Die deutschen Muslime und die EKD verurteilten den Anschlag. In Malaysia gab es unterdessen Brandanschläge auf Kirchen.

Der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM) zeigte sich entsetzt über den Anschlag auf Christen nach einer koptischen Weihnachtsmesse im ägyptischen Nag Hammadi. "Übergriffe wegen Andersgläubigkeit finden in keiner Religion eine Berechtigung", erklärte KRM-Sprecher Bekir Alboga am Freitag in Köln. "Der Islam schreibt vor, die Würde aller Menschen zu achten und zu schützen und für die Bewahrung und Gewährung der Religionsfreiheit überall auf der Welt einzutreten", erklärte Alboga. Übergriffe und Anschläge unter Missbrauch der Religion seien inakzeptabel und aufs Schärfste zu verurteilen.

In Nag Hammadi im Süden Ägyptens waren am Mittwochabend acht koptische Christen und ein muslimischer Wachmann nach einer Weihnachtsmesse erschossen worden. Mindestens sieben weitere Gläubige wurden verletzt. Danach kam es zu Zusammenstößen zwischen etwa 2.000 Christen und der Polizei. Die koptisch-orthodoxe Kirche existiert seit dem ersten Jahrhundert nach Christus und gehört damit zu den ältesten der Welt. Sie wurde der Legende nach vom Evangelisten Markus gegründet. In Ägypten sind etwa 15 Prozent der 75 Millionen Einwohner Kopten.

"Nicht vorschnell von Verfolgung sprechen"

Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sprach von einer verabscheuungswürdigen Tat. EKD-Auslandsbischof Martin Schindehütte warnte zugleich davor, die Motivation der Gewalttat vorschnell als "Verfolgung" von Christen zu bewerten. Es sei nicht sicher zu sagen, ob es sich um eine vordringlich religiös motivierte Gewalttat handele. Allerdings sei klar: "Soziale Missstände und kriminelle Akte dürfen nicht dazu führen, dass der Glaube vorgeschoben und missbraucht wird, um Gewalt zu rechtfertigen."

Die Sprecherin für Menschenrechte und humanitäre Hilfe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Erika Steinbach, bezeichnete die Ermordung der Kopten als "erneuten grausamen Beweis für die Verfolgung der christlichen Minderheit in Ägypten". Die Tat sei kein überraschendes Ereignis. Ihr sei die Verwüstung und Plünderung der von Christen geführten Läden in dem Ort vorausgegangen. "Die Diskriminierung der ägyptischen koptischen Christen wird sowohl von der muslimischen Mehrheit als auch vonseiten des Staates vehement betrieben", so Steinbach.

Streit um Begriff "Allah" in Malaysia

In Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur sind am Freitag Brandanschläge auf drei Kirchen verübt worden. Als Hintergrund für die Angriffe gilt ein Streit zwischen Christen und Muslimen um die Verwendung des Begriffes "Allah". Premierminister Najib Razak verurteilte die Attentate. Er sagte, seine Regierung werde alles daran setzen, um solche Übergriffe künftig zu verhindern. Ein Gericht hatte jüngst der katholischen Zeitung "Herald" erlaubt, den christlichen Gott als "Allah" zu bezeichnen. Darauf hatten mehrere muslimische Organisationen in Malaysia mit Empörung reagiert. Die Regierung kündigte zudem an, gegen das Urteil Berufung einzulegen.

Die Frage der Religionszugehörigkeit droht den Vielvölkerstaat Malaysia zunehmend zu polarisieren. Die ethnischen und religiösen Spannungen haben in den vergangenen Jahren stets zugenommen. Für heftige Debatten sorgte beispielsweise die Bemerkung des damaligen Vizepremiers und Verteidigungsministers Najib Razak, Malaysia sei ein "islamischer Staat". In dem südostasiatischen Land bekennen sich knapp 60 Prozent der 28 Millionen Einwohner zum Islam, der Rest sind Buddhisten, Christen oder Hindus. Rund 850.000 Menschen in Malaysia sind katholischen Glaubens.

epd