Damit sollte wenige Monate nach Gründung der DDR ein dunkles Kapitel sowjetischer Nachkriegspolitik in Ostdeutschland abgeschlossen werden. Noch am gleichen Tag begannen die Entlassungen, von denen die "Neue Berliner Illustrierte" im Februar 1950 ihr Titelbild auswählte. Die abgebildeten ehemaligen Internierten aus Sachsenhausen seien "gesund und glücklich über das nahe Wiedersehen mit den Angehörigen", beschrieb die Ost-Berliner Zeitschrift die Szene an einem Bus, der die Entlassenen "ins neue Leben bringt".
Der Alltag: Untätigkeit, Monotonie, Hunger und Krankheit
Tatsächlich aber habe die Internierungspraxis in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone "bei vielen Menschen eine unverheilte Wunde" hinterlassen, sagt der Historiker Bodo Ritscher von der Gedenkstätte Buchenwald. Allein in dem früheren Konzentrationslager der Nationalsozialisten bei Weimar waren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs über 28.000 Menschen interniert, von denen über 7.100 starben. Ihre Namen sind in einem Totenbuch für das "Speziallager Nr. 2" dokumentiert.
Internierungslager für mittlere und kleine Funktionäre des "Dritten Reiches" hatten die Alliierten im Kampf gegen Hitlerdeutschland schon ab 1944 eingerichtet. Doch die sowjetische Besatzungsmacht hielt darin auch Tausende Unschuldige gefangen. Der scharf bewachte Alltag in schlechten Unterkünften und bei völlig unzureichender Versorgung bedeutete Untätigkeit und Monotonie, Hunger und Krankheit. Kontakte zur Außenwelt gab es ebenso wenig wie Besuche.
Lagerproblematik für Forschung tabu
Obwohl die Sowjets für ihre Zone schon im Februar 1948 das Ende der Entnazifizierung verkündet hatten, hielten sie weiterhin Zehntausende gefangen. Zwar wurden nach vorangegangenen Entlassungen sieben der zehn Lager schrittweise aufgelöst, darunter Fünfeichen, Hohenschönhausen, Frankfurt/Oder, Jamlitz, Torgau und Mühlberg. Doch die "Speziallager" Sachsenhausen, Bautzen und Buchenwald blieben.
Ihre Auflösung verfügte Moskau erst am 30. Dezember 1949. Bereits im September hatte der spätere DDR-Präsident Wilhelm Pieck an Stalin geschrieben, er halte es "für zweckmäßig, die bestehenden Straflager in der Ostzone aufzulösen, die von den Sowjetorganen abgeurteilten Verbrecher nach der Sowjetunion zu deportieren und die übrigen den deutschen Organen zu übergeben".
Die Auflösung vor 60 Jahren war im Wesentlichen am 1. März 1950 abgeschlossen. Damit habe die Ost-Berliner Führung die Hoffnung verbunden, die junge DDR könne sich einer besonders schweren Hypothek der Nachkriegszeit entledigen, sagt Ritscher. Tatsächlich aber sei die Lagerproblematik bis zum Ende des SED-Staates selbst für die Forschung tabu gewesen. Denn das Ende der Lagerhaft habe nicht jedem die erhoffte Freiheit gebracht.
Historische Aufarbeitung erst seit 1990 möglich
Für einen Teil der Internierten führte der Weg ins Zuchthaus nach Waldheim - oder aber in ein sibirisches Arbeitslager. Im sächsischen Waldheim begann am 26. April 1950 eine Serie von Schnellverfahren vor Sonderstrafkammern. Gegen mehr als 3.000 Angeklagte aus den letzten drei "Speziallagern" wurden zumeist drakonische Freiheitsstrafen verhängt, in 24 Fällen die Todesstrafe vollstreckt.
Auch vor diesem Hintergrund war eine historische Aufarbeitung erst ab 1990 möglich. Allerdings stoße die Forschung noch immer an Grenzen, sagt Ritscher unter Hinweis auf anhaltende Nutzungsbeschränkungen der russischen Militärarchive. Aussagen über die Zusammensetzung der Lagergemeinschaft seien deshalb weiterhin schwierig. Gleichwohl konnte die Gedenkstätte Buchenwald schon 1997 den ersten Museumsneubau zu den sowjetischen Lagern eröffnen. 60 Jahre nach Auflösung der Speziallager findet am 13. Februar in Weimar eine Konferenz mit Wissenschaftlern und ehemals Internierten statt.