Auslöser für die Gründung der Charité war eine Pestwelle, die auf die Grenzen Preußens zurollte. König Friedrich I. wollte seine Bürger schützen und ließ in einer Wiesen- und Ackergegend vor den Toren Berlins - in der Nähe des heutigen Regierungsviertels -, das "Pesthaus" errichten. Die Pest kam glücklicherweise nie und das Gebäude wurde als Armenhaus und zur Versorgung Kranker genutzt.
Nach dem Neubau folgten medizinische Glanzleistungen
Es folgten drei Jahrhunderte voller Höhen und Tiefen. Schon wenige Jahre nach der Gründung war die Bevölkerung Berlins sprunghaft gewachsen. Die medizinische Versorgung der Kranken war schwierig. Ausgebildete Krankenschwestern und Hebammen gab es kaum. Dafür arbeiteten in der Klinik Laien-Helfer, darunter angeblich Prostituierte, die ihr Gewerbe selbst im Krankenhaus weiter betrieben. Kein wirklich guter Ort zum Gesundwerden. Die Reichen mieden die Charité (übersetzt: Barmherzigkeit) daher meist und holten sich den Arzt lieber ins Haus.
1785 ordnete König Friedrich II. einen großen Neubau auf dem Gelände an. Schon bald darauf erarbeitete sich die Charité einen Ruf weit über die Stadtgrenzen hinaus, medizinische Glanzleistungen folgten: Robert Koch entdeckte die Tuberkulose-Erreger, Rudolf Virchow beschäftigte sich mit Zellen und wie sie Krankheiten verursachen können. Zahlreiche Forscher aus fernen Ländern wie Japan kamen, um von der Medizin-Elite zu lernen.
Wahrzeichen der Uniklinik: Ein Steinkoloss
Diese "Goldenen Zeiten", wie der Direktor des Medizinhistorischen Museums der Charité, Thomas Schnalke, die Jahrzehnte nach 1840 nennt, gingen mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten abrupt zu Ende. Die Charité entließ zahlreiche verdienstvolle Mitarbeiter - weil sie Juden waren. Viele gingen ins Exil, andere wurden im Konzentrationslager ermordet. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren 90 Prozent der Bausubstanz von Bomben beschädigt. "Mit dem Krieg war die Charité auf ihrem absoluten Tiefpunkt", sagt Schnalke.
Davon konnte sich das Klinikum nur mühsam erholen. Ende der 70er Jahre wurde die Einrichtung laut Schnalke über die DDR-Grenzen hinaus wieder anerkannt. Das sollte auch im Westen zu sehen sein, fand die DDR-Führung und beschloss den Neubau eines 20-stöckigen Bettenhochhauses. Der 1982 fertiggestellte Steinkoloss war schon aus der Ferne zu erkennen und gilt noch immer als Wahrzeichen der Uniklinik.
Renovierung angesichts knapper Berliner Haushaltsmittel fraglich
Durch den Zusammenschluss und die Fusionierung mit mehreren anderen Kliniken wurde die Charité nach der Wende zu einer der größten Universitätskliniken Europas. An vier Standorten in verschiedenen Bezirken gibt es über 100 Kliniken und Institute. Dort werden monatlich 6.900 Operationen vorgenommen, jedes Jahr versorgt die Charité etwa 130.500 stationäre und 530.200 ambulante Fälle. Mit seinen etwa 14.500 Mitarbeitern erwirtschaftet das Klinikum eigenen Angaben zufolge rund eine Milliarde Euro Umsatz pro Jahr.
Trotzdem blickt die Charité unsicheren Zeiten entgegen. Am Bettenhochhaus bröckelt mittlerweile mehr als nur der Putz. Das Gebäude ist dringend renovierungsbedürftig. Allein für die Sanierung aller Standorte fordert Charité-Chef Karl Max Einhäupl 650 Millionen Euro. Danach seien rund 100 Millionen Euro jährlich für Instandhaltung und Modernisierung notwendig. Ob das angesichts der knappen Haushaltskasse der Stadt allerdings zu verwirklichen ist, bleibt fraglich. Doch die Charité hat in ihrer 300-jährigen Geschichte schließlich schon so manche Krise überwunden.