Obama hatte 20 Chefs seiner Geheim- und Sicherheitsdienste sowie Berater zum Rapport ins Weiße Haus gerufen. Er sei dabei, die Konsequenzen aus zwei vorliegenden Dossiers zu ziehen, sagte er anschließend vor Journalisten in Washington. Die Berichte zeigten, dass "schnelles Handeln" angesagt sei. "Tatsache ist, dass die US-Behörden genug Informationen hatten, um den Plan aufzudecken und den Terrorakt vorzeitig zu unterbinden, doch unsere Geheimdienste haben es verfehlt, die Anhaltspunkte zusammenzubringen". Obama wirkte sichtlich verärgert. In den kommenden Tagen will er weitere Schritte einleiten, um das Sicherheitssystem zu straffen.
Obama: Sicherheitssystem muss überarbeitet werden
Diese Korrekturen beträfen in erster Linie den Informationsaustausch zwischen den einzelnen Geheimdiensten. Der Präsident hatte zuvor kritisiert, dass der 23-jährige Nigerianer Umar Farouk Abdulmutallab, der am ersten Weihnachtstag ein Passagierflugzeug beim Landeanflug auf Detroit sprengen wollte, nach den vorliegenden Hinweisen niemals ein US-Flugzeug hätte betreten dürfen. "Während sich gezeigt hat, dass unser Erfassungssystem funktioniert hat, zeigt das Versagen, Abdulmutallab nicht auf die No-Fly-Liste zu setzen, dass das System überarbeitet werden muss", sagte Obama.
Unter anderem hatte der Vater des Mannes die US-Botschaft in Nigeria und den Geheimdienst CIA vor der islamistischen Radikalisierung seines Sohnes gewarnt. Laut US-Medien handelte es sich um mehrere Warnungen: Der Vater sei mehrmals persönlich in die Botschaft gekommen, habe angerufen und Briefe geschrieben. Dennoch seien die Warnungen eher wie Routinehinweise behandelt worden, hieß es. So sei der junge Nigerianer lediglich auf eine allgemeine Rote Liste gekommen, auf der die Namen von über einer halben Million Verdächtiger stehen.
Jemenitische Guantanamo-Häftlinge müssen bleiben
Obama hatte das El-Kaida-Netzwerk im Jemen für den Anschlag verantwortlich gemacht. Dort sei der Nigerianer ausgebildet worden, dort habe er die Instruktionen für den Anschlag sowie den Sprengstoff bekommen. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden, forderte der Präsident.
Am Dienstag ließ Obama die Überstellung von in Guantanamo einsitzenden Häftlingen aus dem Jemen in ihre Heimat stoppen. In dem Gefangenenlager auf Kuba stammen rund die Hälfte der noch etwa 200 Häftlinge aus dem südarabischen Land. Es gibt die Befürchtung, dass sie bei ihrer Rückkehr dort von Terrorgruppen angeheuert werden.
Die amerikanischen Geheimdienste waren erst 2004 als Antwort auf die Pannen im Vorfeld der Terroranschläge vom 11. September 2001 reformiert worden. Auch damals waren Warnungen übergangen, nicht weitergereicht oder nicht richtig ausgewertet worden.
Furcht vor möglichen Anschlägen löst Fehlalarm aus
An dem Treffen am Dienstag im Weißen Haus nahmen unter anderem CIA-Direktor Leon Panetta, der Chef der Nationalen Nachrichtendienste, Dennis Blair, FBI-Direktor Robert Mueller sowie Obamas Sicherheitsberater James Jones und sein Terrorismus-Berater John Brennan teil. Zu dem Kreis gehörte auch Verteidigungsminister Robert Gates, Heimatschutz-Ministerin Janet Napolitano und Außenministerin Hillary Clinton.
Am Wochenende waren in den USA infolge des vereitelten Anschlags bereits die Sicherheitsvorkehrungen an den Flughäfen erneut verschärft worden. Aus Furcht vor möglichen Anschlägen wurden am Dienstag zwei Flughäfen vorübergehend geräumt. In der Zwillingsstadt Minneapolis-St. Paul (Minnesota) hatte ein im Ankunftsbereich des internationalen Flughafens abgestelltes Gepäckstück den Bombenalarm ausgelöst. Auf dem Provinz-Flughafen im kalifornischen Bakersfield führte eine verdächtige Substanz bei der Gepäckkontrolle zur kurzzeitigen Schließung. In beiden Fällen handelte es sich um Fehlalarm.