Arbeitsmarkt trotzt dem Krisenjahr 2009
Wirtschaft und Arbeitsmarkt in Deutschland scheinen besser durch das Krisenjahr 2009 gekommen zu sein, als Experten und Politiker zunächst befürchtet hatten.
04.01.2010
Von Frauke Weber

Das legen zumindest neue Zahlen zur Beschäftigungssituation und zu Firmenneugründungen nahe. Zwar sank die Zahl der Beschäftigten im vergangenen Jahr erstmals seit vier Jahren wieder, allerdings nur um 0,2 Prozent im Vergleich zu 2008. Dabei ist zu beachten, dass die Erwerbstätigenzahl 2008 ihren Höchststand seit der Wiedervereinigung erreicht hatte. Was bedeutet, dass der Rückgang um 0,2 Prozent von einem hohen Niveau ausging. In Zahlen: Im Jahresdurchschnitt waren 40,15 Millionen Menschen erwerbstätig, das waren 72.000 Menschen weniger als noch 2008, so die vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes.

Mehr Neugründungen von Firmen

Nach international einheitlichen Standards waren in Deutschland im vergangenen Jahr im Durchschnitt 3,31 Millionen Menschen arbeitslos. Das ist bedeutend weniger, als Experten und Politiker noch zu Beginn des Krisenjahres befürchtet hatten. Geholfen hat hierbei vor allem die massive Ausweitung des Kurzarbeitergeldes. Aber auch der Abbau von Überstunden und Guthaben auf Arbeitszeitkonten haben ihren Teil dazu beigetragen, dass weniger Menschen entlassen werden mussten.

Auch aus dem Mittelstand – stets als Rückgrat der deutschen Wirtschaft gepriesen – kommen gute Nachrichten. Denn hier hat es ersten Berechnungen zufolge mehr Neugründungen von Betrieben gegeben als Liquidationen vorgenommen werden mussten. Das Institut für Mittelstandsforschung in Bonn rechnet mit 410.000 Neugründungen für das Jahr 2009. Dem würden Liquidationen von 397.000 Firmen gegenüberstehen, so die Experten aus Bonn.

Überschattet wird dieses eigentliche gute Ergebnis von mehreren spektakulären Pleiten, bei denen tausende Menschen ihre Arbeitsplätze verloren. Dazu zählen an vorderster Stelle Arcandor mit der Schließung von Quelle, aber auch Woolworth oder Karmann. Insgesamt hat es seit der Jahrtausendwende 340.000 Insolvenzen gegeben, bei denen fünf Millionen Beschäftigte ihre Jobs verloren. Gläubiger blieben auf Schäden von 250 Milliarden Euro sitzen, wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform in Neuss berechnet hat.

Risiken für dieses Jahr noch nicht überschaubar

Ob für Wirtschaft und Beschäftigte auch 2010 als Krisenjahr gelten wird, darüber sind sich Experten noch nicht einig. Zwar rechnen Wirtschaftsinstitute wie das Münchner Ifo-Institut oder das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln mit einer Erholung der Konjunktur in diesem Jahr. Sie warnen allerdings vor zu großem Optimismus, da beispielsweise die neuen, alten Praktiken der Banken wie auch Liquiditätsprobleme von Unternehmen Risiken bergen.

Viele Branchen dagegen gehen das noch junge Jahr mit Zuversicht an. Bei einer Umfrage des IW unter 44 großen Branchenverbänden gaben immerhin 27 an, die Stimmung in der Branche sei besser als noch vor einem Jahr. 22 Verbände erwarten zudem auch einen besseren Umsatz als noch 2009. Würden sich diese Erwartungen erfüllen, könnten Beschäftigte wie auch Sozialkassen aufatmen: Die einen hätten sichere Jobs, die anderen könnten ihre Defizite senken. Dabei könnte vor allem die Bundesagentur für Arbeit profitieren. In einer aktuellen Anlayse hat Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) berechnet, dass die Bundesagentur rund fünf Milliarden Euro sparen könnte, läge die Arbeitslosigkeit in diesem Jahr durchschnittlich bei 3,6 statt wie bisher prognostiziert bei 4,1 Millionen Arbeitslosen.