Oh wie schön ist Panama - und bleibt es auch
In der ganzen Welt hat die Finanz- und Wirtschaftskrise schwere Schäden hinterlassen. Auch in Mittelamerika gehen Tausende von Arbeitsplätzen verloren, wachsen Armut und soziale Spannungen. Nur in Panama ist die Volkswirtschaft von der Krise fast verschont worden. Der Grund: Der Panama-Kanal, der die engste Stelle Amerikas durchteilt.
30.12.2009
Von Franz Smets

Der hier vor 100 Jahren errichtete Kanal zwischen Pazifik und Atlantik ist Motor und Hauptquelle des Wirtschaftswunders in Panama und beschert dem Staat auch in Krisenzeiten beständige Einnahmen. Vor zehn Jahren, am 31. Dezember 1999, überließen die USA vertragsgemäß Panama die Verwaltung des Kanals, die letzten amerikanischen Soldaten und Verwaltungsbeamten zogen ab. Bis dahin war das Land durch die von den US-Amerikanern verwaltete Kanalzone in zwei Hälften geteilt.

Seit der Übergabe geht es mit Panama bergauf. Panama-Stadt boomt fast ungebrochen. "Die Wirtschaftskrise hat hier nur eine kleine Delle hinterlassen", sagt ein ausländischer Experte. Mittlerweile ragen Hunderte von Wolkenkratzern in den Himmel über der Stadt am Pazifik. Viele davon beherbergen Banken - Pleiten von Finanzinstituten gab es in Panama keine. Nach einer kurzen Unterbrechung zu Beginn des Jahres hat die Bautätigkeit wieder zugenommen, und es wird gebaut wie vor der Krise.

Die Dimension des Verkehrs ist unvorstellbar hoch

Bester Gradmesser für die Erholung ist auch der Kanal, durch den jedes Jahr 300 Milliarden Tonnen Fracht befördert werden - das entspricht ungefähr 60.000.000.000 ausgewachsenen Afrikanischen Elefanten-Bullen. Mitte des Jahres nahmen nach Angaben des Chefs der Kanalbehörde, Alberto Alemán Zubieta, die Durchfahrten wieder zu. Auch der Umfang der Fracht sei merklich gestiegen. "Panama ist zu einem Logistikzentrum der Welt geworden, wo jedes Jahr 400 Millionen Container bewegt werden", sagt Alemán, der seit der Übergabe durch die USA Chef der Kanalbehörde ist. 1995 seien es noch 200 Millionen gewesen. Und in den kommenden Jahren werden die Zahlen weiter anziehen.

Denn die milliardenschwere Erweiterung der bedeutenden, 81,6 Kilometer langen Wasserstraße ist in vollem Gang. Gerade wird über die Vergabe des letzten Großauftrages im Rahmen des 5,2 Milliarden teuren Projektes entschieden. Allein an der Pazifikseite werden 27 Millionen Kubikmeter Material bewegt, mit Maschinen die dafür sechs Millionen Liter Diesel benötigen.

Spätestens ab 2015 sollen dann auch Frachter mit 12.000 Containern an Bord die 80 Kilometer von Panama-Stadt nach Colón am Atlantik durchfahren können. Bisher fassten die Schiffe bis zu rund 4000 Container. Nach wie vor stauen sich vor den Zufahrten auf beiden Seiten Dutzende von Schiffen, um unter Umständen mehrere Tage auf die teure Durchfahrt zu warten.

Der wirtschaftliche Erfolg kommt bei der Bevölkerung an

Garant des neoliberalen Wirtschaftskurses in Panama ist die konservative Regierung unter dem Unternehmer Ricardo Martinelli, der selbst einmal im Aufsichtsrat der Kanalgesellschaft war. Martinelli hat zu Beginn dieses Jahres die linke Regierung von Martin Torrijos abgelöst und damit auch den Linkstrend in Lateinamerika gestoppt. Aus seiner kritischen Haltung gegenüber dem Weg des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez zum Sozialismus des 21. Jahrhunderts hat Martinelli, Gründer und Besitzer der größten Supermarktkette in Panama, nie einen Hehl gemacht. Es kam sogar zu diplomatischen Verwicklungen, als die Regierung es Venezolanern untersagte, in Panama für die linke Politik von Chávez zu werben.

Schon während des Wahlkampfes hatte Martinelli das Vorhaben des Venezolaners für Lateinamerika als "falschen Weg" bezeichnet und diesem als Gegenmodell eine "soziale Politik von rechts" entgegengestellt. Auch in Panama leben große Bevölkerungsteile unterhalb der Armutsgrenze. Während es jedoch in anderen Ländern der Region immer wieder zu sozialen Unruhen kommt, blieb es offenbar dank des wirtschaftlichen Erfolgs und der Sozialpolitik bisher ruhig. Ein von Martinelli versprochenes Investitionsprogramm in Höhe von zwölf Milliarden Dollar, zusätzlich zu den über fünf Milliarden für die Kanalerweiterung, verspricht andauernden Aufschwung. Damit sollen Wohnungsbau, Straßen und andere Projekte der Infrastruktur finanziert werden.

dpa