Die Befragung ergab, dass sich beinahe jeder Zweite mittlerweile einen "Systemwechsel" in Bezug auf repräsentative Demokratie oder Marktwirtschaft wünscht. Den Verantwortlichen in der Wirtschaft werde Lobbyismus, Gier und Abkoppelung von der Wirklichkeit vorgeworfen, den politischen Entscheidungsträgern Machtgier, leere Versprechungen und Festhalten am Althergebrachten.
Für die Studie hatte das Bremer Forschungsinstitut Nextpractice tiefenpsychologische Interviews mit repräsentativ ausgewählten Bundesbürgern geführt. Die Untersuchung bestätigte den Angaben zufolge zwei frühere Studienergebnisse von Nextpractice sowie eine Langzeituntersuchung der Bielefelder Universität unter 3.000 Bundesbürgern. Dabei sei eine Quote von nachhaltig Resignierten und Pessimisten zwischen 66 Prozent und 78 Prozent ermittelt worden.
Finanzkrise und falsche Versprechungen
Ursache für den Vertrauensverlust sind der Befragung zufolge zunächst die jüngeren Entwicklungen des internationalen Finanzmarktes und der Politik in Deutschland. Allerdings habe der Vertrauensverlust schon sehr viel früher eingesetzt. So seien die Folgen der Globalisierung lange vor der aktuellen Wirtschaftskrise spürbar gewesen.
Aktuell wurde vor allem das bewusste Abgeben falscher Versprechungen, der profitgierige Raubbau an Mensch und Umwelt und die Förderung von ungezügeltem Egoismus kritisiert. Für die kommenden Jahre werden eine garantierte Grundsicherung für alle Menschen und wertschätzende Formen der Zusammenarbeit erwartet.
Politik punktet mit Kindergeld, alternativen Energien und Bildung
Von den politischen Maßnahmen zur Überwindung der Krise in den vergangenen Monaten bewerteten die Befragten lediglich die Erhöhung des Kindergeldes, die Förderung regenerativer Energien und Investitionen in Bildung positiv. Überwiegend negativ wurden die Rettung einzelner Unternehmen, die Abwrackprämie, Verstaatlichungen oder Bankenrettungspakete betrachtet.
Laut Studie lassen sich vier Gruppen unterscheiden: 31 Prozent haben weiterhin Vertrauen und hoffen auf eine Verbesserung des bestehenden Systems, etwa 24 Prozent erklären sich zwar mit dem Bestehenden grundsätzlich einverstanden, fordern aber einen tiefgreifenden Zielwechsel und eine Neudefinition in zahlreichen Bereichen. Ungefähr 20 Prozent der Befragten wollen einen Systemwechsel in Bezug auf Marktwirtschaft und Demokratie und 25 Prozent der Befragten haben ihr Vertrauen in das System grundsätzlich verloren haben.
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