Entsetzen nach weihnachtlicher Feuer-Tragödie in Unna
Nur sieben Minuten brauchte die Feuerwehr, nachdem ein Familienvater in Unna den Brand im Haus der Familie bemerkt hatte und per Handy die Feuerwehr alarmierte. Trotzdem kamen die Retter für fünf Menschen zu spät, die an Rauchgasen erstickten. Die Tragödie in der Weihnachtsnacht lässt die Bewohner in Unna fassungslos zurück.
25.12.2009
Von Wolfgang Dahlmann

Nachbarn stehen fassungslos vor dem Einfamilienhaus in Unna-Königsborn. Fünf Leichen hat die Feuerwehr im Morgengrauen aus dem niedergebrannten Gebäude bergen müssen. "Ingrid hat noch nachts in der Kirche im Weihnachtschor gesungen", sagt ein Mann, der einige Häuser entfernt wohnt. Seine Eltern kennen die Familie gut. Sein eigener Sohn ist im Alter des Jungen der Opferfamilie. "Hier ist fast eine ganze Familie ausgelöscht worden", sagt Landrat Michael Makiolla am Unglücksort. So ein schlimmes Feuer gab es im Kreis Unna seit 13 Jahren nicht mehr: Damals kamen an Heiligabend drei Kinder in einem Asylbewerberheim im nahe gelegenen Bergkamen um.

Sieben Minuten nach der Alarmierung drang die Feuerwehr am ersten Weihnachtstag durch die Haustür und über eine Drehleiter in das eineinhalb geschossige Haus ein, in dem drei Generationen einer Familie lebten. Die Retter konnten den 56-jährigen Vater, der noch über Handy die Feuerwehr gerufen hatte, schwer verletzt aus dem Haus holen. Auch die Mutter oder Großmutter konnte lebend gerettet werden, wegen ihrer schweren Verletzungen war die Frau aber zunächst nicht eindeutig zu identifizieren. "Das macht uns fassungslos", sagt Makiolla. Beide schwebten am Freitagmittag noch in Lebensgefahr.

Trotz des schnellen Einsatzes nur noch Tote gefunden

Die Feuerwehr kämpfte sich mit Atemschutz in dichtem Qualm durch das Haus und fand um 6.22 Uhr die ersten beiden Leichen. Um 7 Uhr entdeckten die Einsatzkräfte ein drittes Opfer. Wiederbelebungsversuche bei zwei weiteren gefundenen Familienmitgliedern blieben ohne Erfolg. Drei der Leichen waren völlig verkohlt. "Ein Laie hätte sie nicht einmal als Leichen erkannt", sagt der Landrat. Vielleicht war auch noch der Hund der Familie im Haus. Was von ihm übrig blieb, hat man in den Trümmern nicht entdecken können.

Drei Stunden nach Ausbruch des Brandes gab die Feuerwehr die Suche nach Überlebenden auf. Sie wusste nicht, wie viele Menschen bei der Weihnachtsfeier der Familie waren. Der Vater war früh schlafen gegangen und konnte nicht sagen, ob noch Besucher kamen oder schon wieder gegangen waren. Eines deutete sich aber an: Vermutlich waren die Großeltern und ein Familienmitglied, das aus Köln angereist war, unter den Opfern. Ersten Erkenntnissen zufolge waren keine Kinder unter den Opfern.

Brandursache war möglicherweise Gas

Innenminister Ingo Wolf (FDP) kam am Vormittag an die Unglücksstelle. Was er zu sehen bekam, war ein frei stehendes, vom Feuer ausgehöhltes Zechenhaus mit Anbau, ein Garten, zwei Auffahrten mit Garage und drei vom Feuer beschädigte Autos. Bis in die 80er Jahre haben Kumpel in nahen Bergwerken unter Tage gearbeitet. Ein kleines Motorboot und ein Kanu rechts neben dem Haus blieben unversehrt.

Wie das Feuer ausgebrochen ist, wusste niemand genau. Möglicherweise ist es im Anbau geschehen, dann hat es sich rasend schnell durch das Haus gefressen. "Vielleicht war Gas die Ursache", sagt eine Nachbarin. Sie und ihre drei Kinder stehen vor den Überresten. Sie sind von einem lauten Knall aufgewacht. Dann folgten zwei weitere, nicht so laute. "Das können aber auch Scheiben gewesen sein", sagt die Mutter. "Und ich habe das Feuer gerochen", erzählt der Sohn. Als sie aus dem Haus kamen, um nachzusehen, war die Feuerwehr schon da. Als der erste Löschzug vorfuhr, waren bereits Scheiben geplatzt und Autos in Flammen aufgegangen. Das Haus brannte lichterloh.

"Vermutlich sind alle an Rauchgasen erstickt", sagt Wolf. In den meisten Fällen seien die Opfer nach wenigen Minuten tot. Das Feuer kommt später. Das Unglück wird in Unna als schlimmstes Weihnachtsfest nach der Tragödie von Bergkamen im Gedächtnis bleiben.

Frankfurter Familie erstickt an Gas

In Frankfurt sind eine Mutter (33) und ihre beiden 10 und 13 Jahre alten Söhne vermutlich durch eine Gasvergiftung ums Leben gekommen. Polizisten fanden die Mitglieder der aus Eritrea stammenden Familie an Heiligabend tot in ihrer Wohnung. Der 43 Jahre alte Vater lag bewusstlos daneben und liegt zur Zeit im Krankenhaus. Er sei noch nicht ansprechbar, sein Zustand aber stabil, teilte die Polizei mit.

Bekannte hatten die Polizei verständigt, weil die sonst zuverlässige Familie nicht zu Verabredungen gekommen war und auch niemand ans Telefon ging. "Es sieht nach einem Unglücksfall aus", sagte ein Polizeisprecher.

dpa