Weihnachten: Kirchen rufen zu Optimismus und Nächstenliebe auf
In ihren Weihnachtsbotschaften haben die beiden großen Kirchen zu Lebensmut und Optimismus trotz aller weltweiten Probleme aufgerufen. Weihnachten könne "diese Welt mit ihren vielen Sorgen verwandeln", erklärte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischöfin Margot Käßmann, in Hannover. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, warb für mehr Nächstenliebe, Mitmenschlichkeit und Solidarität in der Gesellschaft.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hat am Heiligen Abend Mut zum Frieden gefordert. "Wir brauchen Menschen, die ein mutiges Friedenszeugnis in der Welt abgeben und gegen Gewalt und Krieg aufbegehren", sagte Käßmann am Donnerstag in der überfüllten Marktkirche in Hannover. Die Menschen in Deutschland hätten sich in Bezug auf Afghanistan lange darüber hinweg täuschen lassen, dass "Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden".

Besorgniserregende Entwicklungen gebe es in Deutschland auch im Sozialen. Käßmann nannte das Armutsrisiko von Kindern, das in den vergangenen Jahren überproportional angestiegen sei. "Diese Kinderarmut äußert sich zuweilen ganz still im Hintergrund", sagte die hannoversche Landesbischöfin. Mancher Heranwachsender fände es beschämend, Hilfe annehmen zu müssen.

Scham und Angst hätten auch beim Suizid des an Depressionen leidenden Fußballnationaltorwarts Robert Enke eine Rolle gespielt. Die große Betroffenheit über seinen Tod führte Käßmann darauf zurück, dass er die Menschen an die Abgründe eigener Ängste erinnert habe: "Die Angst nämlich, nicht mehr mitzuhalten und nicht mehr eine Fassade von Größe, Schöne und Stärke aufrechtzuerhalten." Dabei sollte jeder wissen, dass es kein perfektes und makelloses Leben gebe. Manche ertränkten den Leistungsdruck in Alkohol, andere verstummten nach und nach, weil sie unglücklich in ihrer Ehe seien. Jugendliche verzagten, weil sie keine Perspektive für sich sähen.

Zur Weihnachtsbotschaft gehörten Verzagtheit und Kummer genauso dazu wie die Verheißung. Diese Spannung gelte es auszuhalten. "Weihnachten sagt: Gott ist kein einsamer Himmelsherrscher, sondern mitten unter uns wie ein Freund oder eine Schwester, wie ein Mensch, der etwas weiß von den Höhen und Tiefen des Lebens, von Liebe und Glück, aber auch von Ängsten und Sorgen", sagte Käßmann in ihrer vorab verbreiteten Predigt.

Durch das Kind in der Krippe hätten die Menschen Gottes Gegenwart gespürt, aber dann sei auch wieder Alltag eingekehrt. Die Erfahrung sei, dass vieles im Leben gelinge und ebenso vieles scheitere. Die Welt bleibe unerlöst, es werde nicht alles heil, betonte die Bischöfin und fügte hinzu: "Wir hoffen weiterhin auf Gottes Zukunft, so sehr wir hier und jetzt Zeichen von Gerechtigkeit und Frieden setzen wollen."

Fundamentale Werte des Lebens

Der Freiburger Erzbischof Zollitsch rief dazu auf, sich an Weihnachten nicht nur zu beschenken, sondern auch die Herzen füreinander zu öffnen. Oft sei es ein größeres Geschenk, dem anderen zu verzeihen und ihm statt Kritik und Nörgelei ein gutes Wort, ein Lob zu schenken und ihm zu helfen, heißt es in einem Beitrag Zollitschs für die deutschsprachige Weihnachtsausgabe der Vatikan-Zeitung "L'Osservatore Romano", wie das Erzbistum Freiburg am Mittwoch mitteilte.

Es sei die große und zugleich einfache Botschaft von Weihnachten, die dazu ermutige, gütiger und menschenfreundlicher zu werden, "indem wir uns dem menschgewordenen Sohn Gottes, dem Kind in der Krippe öffnen", so Zollitsch weiter. Hier gehe es um die fundamentalen Werte, "die unser Leben und Zusammenleben wirklich reich und schön machen. Was nützt materieller Reichtum, wenn wir zwischenmenschlich verarmen? Wohlstand heißt eben nicht zugleich auch Wohlergehen."

Käßmann rief zu mehr Solidarität mit den Schwachen auf. "Ich wünsche mir, dass auch die Menschen, die nicht mithalten können, sich in einer sozialen Gesellschaft aufgehoben fühlen", sagte Käßmann dem in Bielefeld erscheinenden "Westfalen-Blatt" (Donnerstagsausgabe). Es müsse selbstverständlich sein, dass die Starken die Schwachen auffangen, und das gelte nicht nur zur Weihnachtszeit.

epd