Zwar habe sich in den vergangenen 20 Jahren nach der friedlichen Revolution vieles zum Guten entwickelt, sagte das Oberhaupt der Evangelischen Landeskirche Sachsens. "Aber eine Zeit ohne Nöte ist auch diese nicht", fügte er hinzu.
Viele Menschen hätten keine Arbeit gefunden. Sie hörten nur die "ernüchternde Botschaft, unter den neuen Verhältnissen nicht gebraucht zu werden". Eine neue Spaltung zwischen Armen und Reichen sei die Folge, betonte Bohl. An der 17. Weihnachtlichen Vesper nahmen nach Veranstalterangaben rund 17.000 Menschen teil. Der Gottesdienst wurde unter anderem vom Blechbläserensemble Ludwig Güttler und dem Dresdner Motettenchor gestaltet.
"Wiederaufbau ein starkes Zeichen der Hoffnung"
In einem Grußwort hob Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) am Beispiel des Wiederaufbaus der Frauenkirche die Bedeutung des Bürgersinns hervor. "Bürgerschaftliches Engagement knüpft ein starkes Band zwischen den Menschen, ein Band der Solidarität, der gelebten Nächstenliebe, das in guten wie schlechten Zeiten trägt". In einer Zeit, in der Staat und Wirtschaft an ihre Grenzen kämen, sei der Wiederaufbau ein "starkes Zeichen der Hoffnung", betonte er.
Zur Vesper an der Frauenkirche wird seit 1993 jeweils für den 23. Dezember eingeladen. Jahrelang versammelten sich die Teilnehmer an der Baustelle des im Februar 1945 zerstörten Barockbaus. Auch nach dem Wiederaufbau und der Einweihung des Gotteshauses vor vier Jahren blieb die Tradition erhalten. Die Vesper gilt als größte regelmäßige Gottesdienstveranstaltung in Deutschland unter freiem Himmel.