TV-Tipp des Tages: "Das Weihnachts-Ekel" (ARD)
Eine rührselige Komödie ist dieser Film von Joseph Vilsmaier. Ein alter Grantler hasst Weihnachten - und feiert dennoch nicht allein. Es wird ein schönes Fest!
23.12.2009
Von Tilmann P. Gangloff

"Das Weihnachts-Ekel", Donnerstag, 24. Dezember, 20.15 Uhr im Ersten

Es dürfte nur wenige Filmfiguren geben, die man derart von Herzen hassen kann wie Robert Lahnstein. Der Mann ist ein echter Kotzbrocken. Nichts und niemand ist ihm heilig; seine Selbstgespräche strotzen nur so von gehässigen Bemerkungen über seine Mitmenschen. Weihnachten aber läuft Lahnstein, der im Fernsehen als Kommentator seinen ätzenden Senf zu den Dingen des Lebens gibt, zur Hochform auf: "Das ganze Jahr kann man sich nicht leiden, und Weihnachten macht man sich Geschenke", schimpft er zum Beispiel. Oder auch: "Was haben Weihnachten und die Politik gemeinsam? Beide sind verlogen.“ Kein Wunder, dass der Grantler keine Freunde hat. Warum er Weihnachten aber trotzdem nicht allein feiern muss und dass gleich sechs Menschen nötig sind, um das Weihnachts-Ekel" zu bekehren: Davon erzählt diese gar nicht rührselige Komödie, die Joseph Vilsmaier nach einem Drehbuch von Rolf-René Schneider inszenierte.

Geschickt legen Buch und Regie zunächst verschiedene Fährten aus; schließlich gilt es, ein siebenköpfiges Ensemble einzuführen. Immer wieder kreuzen sich die Wege der Figuren, bis sie am Ende auf wundersame Weise vor einem Schneesturm alle Zuflucht in der selben Scheuen finden. Dort stößt Lahnstein nacheinander jeden vor den Kopf, bis er missmutig samt Weihnachtsbaum und Gans wieder in die Nacht hinausstapft. Kurz drauf bricht er im Eis ein. Zum Glück ist ihm der obdachlose einstige Kinderbuchautor Konrad (Gerd Silberbauer) nachgegangen. Lahnstein revanchiert sich und schleppt den völlig entkräfteten Wanderbruder zur Scheune zurück, wo sich die Runde endlich zusammenrauft.

Die alte Dame (Ruth Drexler), die aus dem Seniorenheim ausgerückt ist; der Geldbote (Michael Roll), der eine Dummheit begangen hat; die hochschwangere Frau (Kristina Sprenger), die ihrem verheirateten Freund endlich den Laufpass gegeben hat: Sie alle sind Vertriebene. Und als sie mit vereinten Kräften auch noch ein gesundes Mädchen zur Welt bringen, gibt es endgültig ein unzerstörbares Band zwischen der Gruppe. Ein mitunter recht ruppiger, ganz und gar unpathetischer Weihnachtsfilm mit einem sehenswerten Ensemble, aus dem Fritz Wepper allerdings herausragt. 

 


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und die "Frankfurter Rundschau" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).