Filmtipp: "Haben Sie das von den Morgans gehört?"
In "Haben Sie das von den Morgans gehört?" spielen Hugh Grant und Sarah Jessica Parker liberale New Yorker, die es ins Cowboyhut- und Flintenland verschlägt.
23.12.2009
Von Martin Schwickert

Die übliche Stationendramaturgie der romantischen Komödie auf die Hälfte heruntergekürzt: Statt den kompletten Parcours von Kennenlernen, Liebe, Streit und Versöhnung abzulaufen, startet der Film gleich mit einem getrennten Paar und begleitet es bei dem Versuch, die Scherben seiner Beziehung wieder aufzulesen. Mehr als ein Jahr leben Meryl (Sarah Jessica Parker) und Paul (Hugh Grant) schon getrennt. Während sich die erfolgreiche Immobilienmaklerin, die ihrem Mann den außerehelichen One-Night-Stand nicht verzeihen kann, mit Elan in ihre Karriere stürzt, versucht Rechtsanwalt Paul ebenso ausdauernd wie vergeblich, ihr Herz mit ausgefallenen Geschenken zurückzugewinnen.

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Nach einem romantisch eher misslungenen Dinner werden die beiden Augenzeugen eines Mordes. Da es sich um einen Auftragsmord der Waffenmafia handelt, nimmt das FBI das zerstrittene Paar in sein Zeugenschutzprogramm auf. Wenig später sitzen die beiden im Flugzeug nach Ray, Wyoming, einem Nest tief im Westen der USA. Die Bewohner haben große Cowboyhüte auf dem Kopf und lange Schießgewehre in der Hand. Die Häuser sind vollgestopft mit Jagdtrophäen und selbst gehäkelten Sofakissen. Am Wochenende locken Rodeo-Veranstaltungen. Für die beiden überzeugten New Yorker ist das Leben in der amerikanischen Provinz der totale Kulturschock.

Sparsame Kommunikation

Nicht der Hauch eines Zweifels besteht daran, dass das zerstrittene Ehepaar in der Einöde wieder zusammenfindet. Aber wenigstens den Weg zum vorherbestimmten Ziel hätte Regisseur Marc Lawrence ein wenig hindernisreicher gestalten können. Äußerst halbherzig wirken die Verwerfungen, die sich zwischen den beiden auftun. Und so richtig knistern will es auch nicht zwischen Hugh Grant und Sarah Jessica Parker. Grants britisches Understatement und Parkers Exaltiertheit ergeben hier eine eher unproduktive Mischung. Glänzte Grant noch in Lawrences letzter Komödie "Mitten ins Herz" als in die Jahre gekommener Popstar, wirkt er hier nur noch wie ein deutlich übermüdeter romantischer Held, der sich so steif durch den Film bewegt, dass man ihm einen Chiropraktikerbesuch ans Herz legen möchte.

Den beiden Stadtneurotikern wird die vollkommen in sich ruhende Ehe des örtlichen Sheriffs gegenüber gestellt, bei dem die gefährdeten Gäste einquartiert werden. Sam Elliot und Mary Steenburgen spielen das entspannte Westerncouple, das seine Harmonie mit sparsamer Kommunikation, bei gemeinsamen Schießübungen und hoch zu Ross in gelassenem Trab demonstriert. Müde belächeln sie die urbanen Marotten der New Yorker, die kein Fleisch essen, nicht auf einem Pferd reiten können und sogar die Demokraten wählen. Denn hier geht es nicht nur um eheliche, sondern letztlich auch um eine kleine nationale Versöhnung. Wenn am Schluss die konservativen Dörfler die liberalen Großstädter vor dem Killer beschützen, dann ist das auch ein Akt der Solidarität, in dem »red« und »blue America« demonstrativ miteinander verbrüdert werden.

USA 2009. Regie und Buch: Marc Lawrence. Mit: Hugh Grant, Sarah Jessica Parker, Sam Elliott, Mary Steenburgen, Elisabeth Moss, Michael Kelly. 103 Min.
epd