Patriarch beklagt mangelnden Fortschritt im Nahost-Friedensprozess
Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, hat mangelnde Fortschritte beim Friedensprozess in Nahost beklagt. Das Oberhaupt der Katholiken in der Region bezeichnete den Teilstopp beim israelischen Siedlungsbau in den Palästinensergebieten nach Angaben von Radio Vatikan vom Dienstag als Schritt in die richtige Richtung. Palästinenser litten jedoch "nach wie vor unter der israelischen Besatzung", sagte er bei der Vorstellung seiner Weihnachtsbotschaft.

Bei der Suche nach Lösungen für den Konflikt "sind wir alle, Palästinenser und Israelis, daran gescheitert, den Frieden voranzutreiben", räumte der Erzbischof ein. Er beklagte die Wirtschaftsblockade des Gaza-Streifens, die Zerstörung von Häusern durch Israelis im palästinensischen Ost-Jerusalem und anhaltende Spannungen unter Palästinenserpolitikern. Ein Jahr nach dem jüngsten Gaza-Krieg sei die Lebensgrundlage der dortigen Bevölkerung noch immer von verseuchtem Trinkwasser und durch Abwässer verschmutztes Meerwasser bedroht.

Die Israelis lebten "in einer großen Angst, die sie lähmt, mutige Entscheidungen zu treffen, um den Konflikt zu beenden", heißt es in der Botschaft des Lateinischen Patriarchen. Den israelischen Sicherheitswall bezeichnete er als "konkreten Ausdruck dieser Angst".

Twal äußerte die Hoffnung, dass es zu einem Gefangenenaustausch zwischen Israelis und Palästinensern kommt, der anderen Fortschritten den Weg ebnen könne. Der palästinensische Kirchenvertreter würdigte ferner wachsende Pilgerströme als Folge der Papstreise in die Region vom Frühjahr. Nach Angaben des israelischen Tourismusministeriums besuchten 2009 mit 2,9 Millionen Reisenden so viele Menschen wie im Rekordjahr 2000 die Region.

Besondere Hoffnung legte der Patriarch in seiner Weihnachtsbotschaft in die von Papst Benedikt XVI. für Oktober kommenden Jahres in den Vatikan einberufene Nahost-Synode. Diese werde Gelegenheit geben, sich auf die "großen Herausforderungen zu konzentrieren", vor denen die Kirchen des Nahen Ostens stünden.
 

epd