Arbeiten an Heiligabend: Ein Küster erzählt
Eckhard Schwarz ist Küster in der Speldorfer Lutherkirche in Mülheim an der Ruhr und arbeitet an den Adventstagen und zu Weihnachten auf Hochtouren. Gar nicht so leicht, einen Termin mit ihm zu finden.
22.12.2009
Von Ralf-Peter Reimann

Schon der Termin für dieses Gespräch war schwierig zu finden. Schließlich gelang es doch. Wir trafen uns im eingedeckten Gemeindesaal. Während man aus der Küche schon die Kaffeemaschine hörte, hatten wir eine halbe Stunde Zeit, bevor die Leiterinnen der Seniorenweihnachtsfeier eintrafen. Eckhard Schwarz ist Küster in der Speldorfer Lutherkirche in Mülheim an der Ruhr und arbeitet an den Adventstagen und zu Weihnachten auf Hochtouren. Während die Tage vor Weihnachten durch Adventsfeiern der verschiedenen Gemeindegruppen und die Vorbereitung für die Weihnachtsgottesdienste in der Kirche gekennzeichnet sind, stehen am Heiligabend und am ersten Weihnachtsfeiertag die Gottesdienste im Mittelpunkt seiner Arbeit.

Kirche für Gottesdienste vorbereiten

Am Heiligabend schließt er bereits um 13.30 Uhr die Kirche auf und sieht nach dem rechten. Die Lichter am Tannenbaum anschalten, die Lautsprecheranlage ausprobieren und die Liedzettel bereitlegen. Eine halbe Stunde später kommen die Kinder, die beim Krippenspiel mitwirken oder im Kinderchor singen. Die ersten Gottesdienstbesucher sind auch bereits kurz nach zwei Uhr da, denn am Heiligabend sind die Plätze knapp und nur wer rechtzeitig kommt, erhält einen Sitzplatz. Um 15 Uhr beginnt dann der Familiengottesdienst mit Krippenspiel. Als Küster muss Eckhard Schwarz hier den Überblick behalten, Fluchtwege freihalten, nachsehen, ob vielleicht auf der Empore doch noch etwas Platz ist für Zuspätgekommene ist, und für Eventualitäten bereitstehen.

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Sobald der Familiengottesdienst vorbei ist, beginnen die Vorbereitungen für die Christvesper um 17 Uhr. Den Gottesdienstraum wieder herrichten, die Liedzettel wieder einsammeln und gleich neu verteilen. Währenddessen stehen schon die ersten Wartenden vor der Kirchentür. Wenn dieser Weihnachtsgottesdienst dann vorbei ist, steht die Spätvesper um 23 Uhr noch an. Auch hierfür muss die Kirche wieder hergerichtet werden. Eckhard Schwarz hofft, die Kirche für diesen letzten Gottesdienst an Heiligabend dann um halb acht fertig vorbereitet zu haben, so dass er zu sich in die Küsterwohnung gehen und sich etwas ausruhen kann, bevor es um 22.30 Uhr für ihn wieder losgeht.

Weihnachten beginnt erst am 25. mittags

Wann feiert ein Küster Weihnachten? Ein kurzes Familienfest zwischen den Gottesdiensten? Eckhard Schwarz hat sich dagegen entschieden. Weihnachten als Familienfest beginnt für ihn erst, wenn er dienstfrei hat – das ist erst am 25. Dezember mittags, wenn auch der Gottesdienst am ersten Weihnachtstag vorbei ist. Am Heiligabend bleibt er dagegen lieber alleine. Dies hat zwei Gründe: er möchte seine erwachsenen Kinder und seine Enkelkinder nicht in seinen Küster-Weihnachtsstress hineinziehen. Außerdem wäre er selbst nur Kurzzeitbesucher des Familienfestes, da er bald wieder zurück in die Kirche müsste. Dies möchte er seiner Familie nicht zumuten, deshalb feiert er mit seiner Familie erst Weihnachten, wenn für ihn die Arbeit getan ist.

Außerdem braucht Eckhard Schwarz am Heiligabend auch etwas Zeit für sich. Wenn er um halb acht in seine Küsterwohnung geht, möchte er nach sechs Stunden Stehen und Laufen sich kurz ausruhen, nur die Beine hochlegen und Pause machen – und sich nicht noch um andere Menschen kümmern. Die Zeit zwischen Vesper und Spätvesper verbringt er daher gerne alleine, um aufzutanken, bevor er um halb elf wieder die Kirche aufsperren geht.

Eigentlich ist Eckhard Schwarz ausgebildeter Elektromonteur. Da er in seinem alten Beruf Schichtarbeit hatte, brachte ihn seine damalige Frau auf Idee, sich als Küster zu bewerben, um Familie und Beruf besser zusammenbringen zu können. Eine Dienstwohnung direkt neben der Kirche schien mehr Zeit für die Familie zu versprechen. Als die Kinder klein waren, wurde natürlich im Familienkreis zwischen den Gottesdiensten am Heiligabend auch gefeiert, doch mit erwachsenen Kindern feiert Eckhard Schwarz lieber dann, wenn er wirklich Zeit hat – daher beginnt das familiäre Weihnachtsfest erst am Mittag des ersten Weihnachtstages.

Schwarz mag die vielen Kontakte durch den Beruf

Eckhard Schwarz ist gerne Küster, er freut sich über den Kontakt, den sein Beruf mit sich bringt. Ihm macht das Arbeiten in einem Team Spaß, zudem die Pfarrerinnen und Pfarrer, Jugendmitarbeiter, Kirchenmusikerin und die vielen, die ehrenamtlich sich in der Kirchengemeinde engagieren, gehören. Gerade in der Adventszeit wird er von den verschiedenen Gemeindekreisen oft zu einer Tasse Kaffee eingeladen, hier wird für ihn deutlich, dass Kirche eine Gemeinschaft von Menschen ist, bei der jeder mitmachen kann.

Auch wenn Eckard Schwarz als Küster für das Organisatorische bei den Weihnachtsgottesdiensten verantwortlich ist, so freut es ihn doch, dass er ehrenamtliche Helfer hat, die ihn unterstützen werden. Nachdem Gottesdienst ist um Mitternacht die Gemeinde noch zu einem Sektempfang eingeladen. Ohne freiwillige Helferinnen und Helfer würde ein Küster dies gemeindliche Weihnachtsprogramm nicht alleine schaffen. Nach dem Empfang muss natürlich gespült werden. Da ist es ein gutes Zeichen, dass sich die Gemeinde auch dabei engagiert. Gegen halb zwei morgens – so schätzt Eckhard Schwarz – wird er mit dem Küsterdienst am Heiligabend Schluss machen können. Eine kurze Nacht, bevor am Morgen wieder Gottesdienst ist. Danach aber kann für ihn Weihnachten als Familienfest beginnen.