TV-Tipp: "Tatort: Blutdiamanten" (Das Erste)
Die Kölner sind die Sozialarbeiter unter den deutschen "Tatort"-Kommissaren. Diesmal geht es um "Blutdiamanten", mit denen ganze Kriege finanziert werden.
18.12.2009
Von Tilmann P. Gangloff

"Tatort: Blutdiamanten", Freitag, 18. Dezember, 21.55 Uhr im Ersten

Sie sind die Sozialarbeiter unter Deutschlands Kommissaren. Ganz gleich, welcher gesellschaftliche Misstand einem einfällt: Die Kölner "Tatort"-Kommissare haben sich unter Garantie schon damit befasst. In den besten Fällen sind die Filme trotzdem noch ordentliche Krimis geworden, weil die Autoren ihr Bedürfnis, eine Botschaft unters Volk zu bringen, und die Erwartungen des Publikums unter einen Hut bekommen haben. Im Lauf der Jahre gelang es immer besser, Stoffe krimitauglich zu verpacken. Die frotzelnde Freundschaft zwischen Ballauf und Schenk (Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär) trat mehr und mehr in den Vordergrund, die Fälle wurden richtig prima; längst gehört das Duo zu den beliebtesten "Tatort"-Kommissaren. Hin und wieder aber erlaubt sich die WDR-Redaktion einen Rückfall in jene Jahre, als man die Welt verbessern wollte. Das gilt auch für die Folge "Blutdiamanten".

So nennen Experten Edelsteine, die aus Konfliktgebieten stammen. Diverse Bürgerkriege in Afrika werden mit Rohstoffen finanziert. Die Autoren (Sönke Lars Neuwöhner, Sven Poser) sind nicht die ersten, die die illegalen Geschäfte als filmisches Sujet entdeckt haben: Der Handel mit diesen Diamanten ist natürlich illegal, woraus bereits der James-Bond-Film "Stirb an einem anderen Tag" einen Teil seiner Spannung bezog.

Schon der Vorspann mit seinen grobkörnigen Afrikabildern macht deutlich, dass es diesmal wieder um mehr geht als bloß um Mord. Aber dann ist Action angesagt: Das Firmenjubiläum des Juweliers De Mestre wird von bewaffneten Vermummten gesprengt. Was wie ein Raubüberfall aussieht, ist jedoch die Aktion einer Gruppe namens "Underworld". Als einer der Aktivisten erschossen wird, fällt der Verdacht sogleich auf die Polizei. Aber als sich Ballauf und Schenk näher mit dem Juwelier (Andreas Windhuis) befassen, führt die Spur erst nach Afrika und dann nach Antwerpen: De Mestre hat offenbar auch Steine aus dem Kongo bezogen; ein afrikanischer Mitwisser, der auspacken wollte, wurde ermordet. Die Kommissare fahren nach Belgien. Dort wollen sie einen Söldner stellen, der für De Mestre gearbeitet hat. Was sie nicht ahnen: Auch der Anführer der Aktivisten (Florian Panzner) ist dem mutmaßlichen Mörder auf der Spur.

Bei Regisseur Martin Eigler ist das Drehbuch in den besten Händen. Schon "Schützlinge" (2002, ebenfalls von Poser und Neuwöhner), eine Geschichte über Gehörlose, gehörte zu den besten Kölner Krimis. Eigler (zuletzt "Solo für Schwarz") inszeniert auch diesmal ungewöhnlich präzise, es gibt keinerlei Leerlauf. Erneut ist es Schenk, der das Publikum repräsentiert: Anfangs steht er "Underworld" mehr als skeptisch gegenüber, doch je mehr er über die Blutdiamanten erfährt, um so besser kann er die Motive der Aktivisten nachvollziehen; erst Recht, als ihm die Konfrontation mit einem Killer quasi eine "Nahtod"-Erfahrung beschert.
 


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und die "Frankfurter Rundschau" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).