Weihnachtsfreude für Kinder aus bedürftigen Familien
Sogenannte Wunschzettelpaten erfüllen in Bad Schwalbach und Umgebung zu Weihnachten so manche Kinderwünsche. Die Aktion des Diakonischen Werkes kommt gut an.
17.12.2009
Von Ellen Nieswiodek-Martin

Weihnachten das ist auch die Zeit des Konsums. Allerdings haben nicht alle Familien genug Geld, um ihren Kindern zum Fest etwas zu schenken. Im Untertaunus erfüllen daher sogenannte "Wunschzettelpaten" Kindern aus bedürftigen Familien einen Weihnachtswunsch. 250 Pakete in unterschiedlichen Farben stapeln sich in der Geschäftsstelle des Diakonischen Werkes Rheingau-Taunus in Bad Schwalbach. Zwei Mitarbeiterinnen sortieren die bunt verpackten Geschenke nach Namen und Orten in Kisten, damit die Geschenke pünktlich zu Weihnachten in der richtigen Familie ankommen.

Die Aktion "Wunschzettelpaten" wurde vom Diakonischen Werk gestartet, das auch Träger der beiden örtlichen Tafeln ist. Jedes Kind einer Familie, die in der Kartei der Tafel erfasst ist, durfte einen Wunsch bis zu einem Wert von 15 Euro auf einen Wunschzettel schreiben. Bis zum 20. November sollten die Kinder ihre Wunschzettel abgeben. 250 der Ein- bis 18-Jährigen - beziehungsweise deren Eltern - gaben die ausgefüllten Zettel zurück. Diese wurden dann an die Paten weitergeschickt. Drei Wochen hatten diese Zeit, um das Gewünschte zu besorgen, einzupacken und zur Geschäftsstelle des Diakonischen Werkes in der Bad Schwalbacher Gartenfeldstraße zu bringen. Manche Kirchengemeinden aus den benachbarten Dörfern organisierten einen Sammeltransport, in der evangelischen Kirchengemeinde Panrod wurden die Pakete mit einer gemeinsamen Andacht verabschiedet.

Mehr Paten als Kinder

Damit alles an den richtigen Ort kommt, kleben auf den Päckchen die Wunschzettel mit dem Namen des Kindes und der entsprechenden Tafel-Ausgabestelle. Der fünfjährige Niclas (alle Namen der Kinder wurden von der Redaktion geändert) wünscht sich ein Feuerwehrauto – sein Paket ist eines der größten. Im kleineren Paket daneben ist vermutlich die Taschenlampe, die sich der siebenjährige Patrick erhofft. Ohrringe und Schmuck hatte die zehnjährige Sophie aufgeschrieben. Andere Kinder möchten sich ihr Geschenk lieber selbst aussuchen, so wie der achtjährige Tim. "Ich wünsche mir einen Gutschein, damit ich mir etwas Schönes zum Spielen kaufen kann" steht auf seinem Zettel. "In diesem Jahr haben sich viele Kinder Gutscheine gewünscht", beobachtet Melanie Weber. "Damit hatten viele Paten ein Problem, sie wollten lieber Spielzeug schenken", weiß Cornelia Brauner.

Viele der Paten wussten vorher nicht, worauf sie sich einlassen. Aber sie blieben mit eventuellen Unklarheiten nicht alleine: Melanie Weber und Cornelia Brauner betreuten und berieten nach bestem Kräften. "Vor allem die Älteren riefen an und baten um Hilfe. Manchmal kannten sie das Geschäft gar nicht, aus dem sich ein Kind etwas gewünscht hatte", so Melanie Weber. Für manche Paten hat dies zu neuen Entdeckungen geführt, beispielsweise kennen nun einige der Älteren den kleinen Computerladen in der Kreisstadt, in dem es Spiele und Computerzubehör gibt. Ab und zu sprengte ein Wunsch auch mal die Möglichkeiten. Den Wunsch nach einem Gutschein aus einem großen Spielwarenmarkt, der 40 Kilometer entfernt ist, konnte eine Seniorin ohne Auto nicht erfüllen. Dafür erhält das Kind nun einen Gutschein für das Spielwarengeschäft vor Ort.

Die Aktion, die über die Synode des Dekanates Bad Schwalbach, über die Gemeindebriefe der evangelischen Kirchen und durch Mundpropaganda der ehrenamtlichen Tafelhelfer bekannt gegeben wurde, traf auf großes Interesse. Rund 370 Paten hatten sich gemeldet, viele waren sogar bereit, mehrere Wünsche zu erfüllen. "Wir konnten nicht alle Paten mit einem Wunschzettel versorgen, über 100 gingen leer aus", so Melanie Weber. Sie ist beim Diakonischen Werk zuständig für Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit und organisiert die Aktion "Wunschzettelpaten".

Gutschein zu Schulbeginn

Bewerber, die keinen Wunschzettel abbekamen, hat sie auf den Schulmittelfond des Diakonischen Werkes hingewiesen. In Zusammenarbeit mit den Schreibwarengeschäften vor Ort erhalten bedürftige Kinder zu Beginn jedes Schulhalbjahres einen Gutschein, mit dem sie Schulmaterial einkaufen können. "Das Geld in dem Fonds kommt zu 100 Prozent den Kindern zugute. Viele haben dafür sogar mehr als 15 Euro gespendet." Vor Weihnachten möchten viele etwas Gutes für andere tun, meint Melanie Weber. Ein Teil derjenigen, die sich gemeldet haben, hatten sich in den Jahren vorher an der Aktion "Weihnachten im Schuhkarton" beteiligt. Nun wollen sie gerne für die Kinder aus der Region etwas tun.

"Hier auf dem Land kennt auch fast jeder jemanden, der zur Tafel geht", so Weber. Dazu gehören nicht nur Hartz-IV-Empfänger, sondern auch Alleinerziehende, Patchworkfamilien, in denen das Einkommen nicht reicht oder auch Senioren mit einer knappen Rente. Wer bei der Tafel Lebensmittel abholen möchte, muss zuvor beim Diakonischen Werk einen Antrag stellen. Ehrenamtliche Helfer prüfen die Bedürftigkeit anhand des Arbeitslosen- oder Rentenbescheides. 1.039 Personen stehen in der Kundenkartei der Tafeln im Untertaunus. Mit dem Tafelausweis können die Kunden dann an einer festen Ausgabestelle für einen symbolischen Wert von einem Euro einmal pro Woche Lebensmittel einkaufen. Die Lebensmittel stammen von regionalen Lebensmittelhändlern.


Ellen Nieswiodek-Martin ist Journalistin und Buchautorin und lebt im Taunus.