"Von Gott erschaffen" - Klimaskeptiker machen mobil
Während die Staatengemeinschaft in Kopenhagen um ein neues Abkommen zum Schutz des Weltklimas ringt, trommeln in den USA die Gegner. Die Angstmacherei der Umweltschützer bedeute für Amerika "weniger Jobs, höhere Steuern und weniger Freiheit", warnen sie auf großen Plakaten.
15.12.2009
Von Konrad Ege

Die Klimaskeptiker sammeln sich unter anderem in dem konservativen Verband "Amerikaner für Wohlstand", der immer wieder Aktivisten mobilisiert. Die Organisation hat zahlreiche Kundgebungen organisiert mit der These, Klimawarnungen seien nur "heiße Luft". Auch in Kopenhagen protestieren sie unermüdlich. Eine Gruppe evangelikaler Prominenter legte kürzlich eine Klimaerklärung vor. Die Ökosysteme der Erde seien "nicht zerbrechlich", sondern "stark, widerstandsfähig und von Gott mit Weisheit erschaffen", heißt es da.

Universitäten und Forschungseinrichtungen in den USA gelten weltweit als Pioniere der Wissenschaft. So mancher US-Amerikaner aber steht mit "der Wissenschaft" auf Kriegsfuß. Ganz besonders mit der Klimaforschung. Da mögen Forscher noch so warnen und Daten vorlegen, dass menschliches Handeln das Weltklima anheize. Ein Teil der US-Bevölkerung bleibt skeptisch - und ist nach Umfragen in vergangenen Jahren sogar noch skeptischer geworden. Eine militante Minderheit spricht sogar von "Panikmache" beim Klimagipfel in Kopenhagen.

Glaube an menschengemachte Klimaerwärmung gering

Jüngste Erhebungen dürften diese Klimaskeptiker erfreut haben: Der Tageszeitung "Washington Post" von Ende November zufolge sind 72 Prozent der US-Amerikaner der Ansicht, dass sich das Klima erwärmt. 2006 seien es noch 85 Prozent gewesen. Der Rückgang kommt offenbar vor allem vom Stimmungswandel bei Anhängern der Republikanischen Partei. Nurmehr 54 Prozent der Republikaner glauben an die Klimaerwärmung, verglichen mit 76 Prozent im Jahr 2006, fand die Zeitung heraus.

Nach Ansicht des Historikers Walter Moss von der Eastern Michigan University widersetzen sich die meisten Skeptiker nicht aus wissenschaftlichen Gründen den Berichten über den Klimawandel. Es gehe vielmehr um Ideologie und Weltanschauung, meint Moss. Das sei nichts Neues in den USA. Nur etwa ein Drittel der US-Bevölkerung akzeptiere die wissenschaftlich nachgewiesene Tatsache, dass das Leben auf Erden als Ergebnis der Evolution entstanden ist.

55 Prozent der theologisch konservativen Evangelikalen vertreten einer Untersuchung des Instituts Pew Forum zufolge die Auffassung, die Erde habe "in ihrer gegenwärtigen Form" schon bei der Schöpfung existiert. Evangelikale Christen neigen auch zur Klimaskepsis. Laut "Pew Forum" sind nur 34 Prozent der weißen Evangelikalen der Ansicht, die Klimaerwärmung sei real und auf menschliche Handlungen zurückzuführen.

Die Macht der Lobbyverbände

Angeheizt wird diese Anti-Klimaschutzstimmung von konservativen Stiftungen und Ölkonzernen. Exxon-Mobil habe seit 1998 "klimaskeptischen" Organisationen und "Experten" mehr als 22 Millionen US-Dollar zukommen lassen, berichtete Greenpeace. Der Industrieverband American Petroleum Association habe diesen Sommer in 20 Bundesstaaten Kundgebungen gegen Klimaschutz organisiert, berichtete das Center for Public Integrity, ein Institut in Washington, das sich mit der Macht der Lobbyverbände befasst.

Der Verband "Amerikaner für Wohlstand" (Americans for Prosperity) gibt sich als Basisorganisation, wird aber finanziert von den Brüdern David und Charles Koch, die Multimilliardäre und Unternehmer sind. Koch Industry ist spezialisiert auf Erdöl, Erdgas und Chemie. Stimmung gegen Klimaschutz machen auch Talkmaster und Rupert Murdochs Fernsehsender FOX, die behaupten, Klimaschützer wollten unter dem Vorwand des Klimaschutzes neue Restriktionen für Unternehmen und höhere Steuern einführen.

epd